Bad Neighbors Öde Orgien Seth Rogen kämpft gegen Partyanimals Überfliegt man die Filmografie des kanadisch-amerikanischen Comedy-Stars Seth Rogen, so summiert sich das Werk zu der nicht enden wollenden Adoleszenzkrise einer Generation, die sich bis weit ins dritte Lebensjahrzehnt hinein weigert, erwachsen zu werden. In Superbad (2007) tauchte Rogen als Drehbuchautor tief hinein in die Abgründe der männlichen Pubertät. Beim ersten Mal (2007) thematisierte die Unfähigkeit, Verantwortung für eine ungewollte Schwangerschaft zu übernehmen, die Kifferkomödie Ananas Express (2008) zelebrierte den Marihuanakonsum als Verlängerung des Jugenddaseins, mit The Green Hornet (2011) wurden infantile Superheldenträume wahr, und in Unterwegs mit Mum (2012) ging es um die komödiantische Aufarbeitung eines ödipalen Mutter-Sohn-Verhältnisses. In Nicholas Stollers Bad Neighbors darf Seth Rogen nun endlich die Schallmauer zum Erwachsenendasein durchbrechen. Für die frische gebackenen Eltern Mac (Rogen) und Kelly (Rose Byrne) ist die wilde Partyzeit vorbei. Sie haben sich in ihrem Vorstadteigenheim und dem Modus einer jungen Familie gut eingerichtet, als ins Nebenhaus die wilden Kerle einer Studentenverbindung einziehen, die sich fest vorgenommen haben, als tollste Partyhengste in die Annalen der Burschenschaft einzugehen. Bei der Einweihungsfete feiern die aufgeschlossenen Nachbarn noch kräftig mit, aber als die nächtliche Partybeschallung zum Dauerzustand wird, beginnt ein Kleinkrieg zwischen studentischen Zechbrüdern und den ruhebedürftigen Nachwuchsspießern. Aus dem Konflikt zwischen jugendlichem Hedonismus und jungem Elterndasein hätte man eine interessante Komödie entwickeln können, die sich mit Anpassungsängsten und Etablierungssehnsüchten humorvoll auseinandersetzt. Aber Regisseur Nicholas Stoller (Männertrip) ist eigentlich nur daran interessiert, immer krassere Partyszenarios aneinanderzureihen, in denen die Grenzen des guten Geschmacks zünftig torpediert werden. Dazu gehören nicht nur orgienhafte Saufgelage, sondern auch äußerst krude, kryptosexuelle Fantasien, wie etwa die Herstellung von Dildos mithilfe eines eigenen Gemächtabdrucks oder das bizarr in Szene gesetzte "Abmelken" einer Mutterbrust. Und so arbeitet sich der Humor des Filmes fleißig auf Tiefgaragenniveau, und es zeigt sich wieder einmal, dass nichts ermüdender ist als das Tabubruch-Gebaren amerikanischer Komödien, die sich verzweifelt gegen die Prüderie ihrer eigenen Kultur stemmen. Martin Schwickert Neighbors USA 2014 R: Nicholas Stoller B: Andrew J. Cohen, Brendan O'Brien K: Brandon Trost D: Rose Byrne, Seth Rogen, Zac Efron. 96 Min.
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