Back in the Game Fest im Sattel Clint Eastwood als kauziger Baseball-Scout Gleich in der ersten Szene steht Clint Eastwood vor der Kloschüssel, halt seinen Schwanz in der Hand und murmelt "Na kommt schon, mach!". Offenkundig fließt es nicht mehr so, und im Verlauf des Films werden wir merken: Scout Gus sieht auch nicht mehr besonders viel, was bei seinem Job - junge Baseball-Talente zu entdecken - ein wirkliches Handicap ist. Gottseidank hat Gus eine Tochter, die ihm zwar halbwegs entfremdet und eine erfolgreiche Anwältin ist, aber ihren Papi trotzdem lieb hat, weshalb sie ihm bei seinem Job hilft. Denn Gus' Vertrag läuft in drei Monaten ab, und wenn er bis dahin keinen Spieler präsentieren kann, der einen ordentlichen Curveball werfen kann (im Original heißt der Film "Trouble with the Curve") ist Gus arbeitslos. Wenn er nicht gerade Politik macht, ist Clint Eastwood offenkundig ein netter Mensch. Deshalb gab er hier seinem langjährigen Regieassistenten Robert Lorenz die Chance, erstmals Regie zu führen. Und er ließ den Branchenneuling Randy Brown das Drehbuch schreiben. Das Ergebnis ist ein etwas missratener Film à la Eastwood, dessen Story ins Jugendkino der 80er gehört und dessen Regie über weite Strecken nicht stattfindet. Aber weil Eastwoods Produktionsgesellschaft eine gigantische Besetzung zusammenbekommen hat (John Goodman, Amy Adams, Ed Lauter, Robert Patrick und Justin Timberlake glänzen in kleinen bis mittelgroßen Rollen), ist Back in the Game eben doch einer dieser sanfthumorigen Eastwoodfilme, die ein bisschen was über das Altern, über verkorkste Vater-TöchterBeziehungen und über die Zeiten im allgemeinen erzählen, wo der Blick eines Talentscouts weniger zählt als ein ausgefuchstes PC-Programm, das Stärken und Schwächen bis zur dritten Stelle hinterm Komma berechnen kann. Solche Filme "konservativ" zu nennen, wäre eine Untertreibung. Aber nirgendwo sieht das noch so nett idyllisch aus wie beim über 80-jährigen Eastwood, dessen Handschrift im gesamten Film erkennbar ist und der eine wirklich bewegende Szene hinlegt, bevor Back in the Game sich in einem überraschungsfreien Happy End verläppert. Dass die alten weißen Männer in den USA längst nicht mehr so fest im Sattel sitzen wie sie meinen, haben die Präsidentschaftswahlen gezeigt, in denen sich Eastwood persönlich politisch engagierte, in dem er auf dem Wahlkongress zur Gaudi der Republikaner mit einem leeren Stuhl sprach, auf dem ein fiktiver schwarzer Präsident saß. Das schwarze Phantom hat inzwischen gewonnen, und die weißen Herren können jetzt anfangen, ihren Ritt in den Sonnenuntergang zu inszenieren. Clint Eastwood wäre dafür nicht der schlechteste Regisseur. Thomas Friedrich Trouble with the Curve USA 2012 R: Robert Lorenz B: Randy Brown K: Tom Stern D: Clint Eastwood, Amy Adams, John Goodman, Justin Timberlake, Matthew Lillard
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