DAS ZAUBERFLUGZEUG
Kleiner weißer Vogel
Ein Kinderfilm über Tod und Leben
Papa kommt zu spät zur Weihnachtsbescherung. Schlimmer noch, als er doch noch kommt, hat er nicht das so sehnlichst gewünschte Fahrrad als Geschenk dabei, sondern bloß so ein blödes selbstgebautes Modellflugzeug. Was soll der 8jährige Charly denn damit anfangen?
Ein paar Tage danach kommt Papa schon wieder nicht rechtzeitig nach Hause. Das Modellflugzeug verstaubt auf dem Kleiderschrank, Charly grollt im Kinderbett. Was soll man mit einem Vater, der nie da ist?
Papa kommt gar nicht mehr. Papa ist tot. Er hatte einen Unfall bei seiner Arbeit als Flugingenieur in einer geheimen Militäranlage. Und wie man sich nach dieser Exposition leicht ausmalen kann, wird das ungeliebte Modellflugzeug zu einer magischen Brücke, damit der Halbwaisenjunge und der verschwundene Vater noch etwas Unerledigtes aufarbeiten können.
Das ist zwar nicht der alleroriginellste Einfall der Kinderfilmgeschichte, aber Cédric Kahn gelingt es, in das pädagogisch wertvolle Märchen ums Loslassen und Neuanfangen auch noch eine richtig spannende Spionage-Story einzubauen. Das Zauberflugzeug entwickelt ein seltsames Eigenleben und agiert, ein bisschen E.T., ein bisschen Fliegender Teppich, als Charlys Schutzgeist.
Als ein Kollege des verstorbenen Vaters die rätselhafte Maschine in sein Labor mitnimmt, bricht Charly mit der frechen Nachbarsgöre Mercedes zu einem großen Rettungs-Abenteuer auf, inklusive Caper-Movie im Militär-Komplex und Wunderflug zu einem fernen Strand.
Das ist lustig und traurig, ein bisschen naiv und ein bisschen erwachsen. Aber vor allem ist es behutsam zwischen Wirklichkeit und Parabel ausbalanciert. Die Kinder müssen nicht als Helden protzen, die Erwachsenen nicht den bösen Clown oder die gluckende Mutter geben. So hat man tatsächlich oft den Eindruck, eine realistische Geschichte mitzuerleben. Außer wenn das Zauberflugzeug mit glühender Nase abhebt. Beides aber wärmt das Herz, auch wenn Papa tot ist.
WING
LŽAvion F/D 2005 R: Cédric Kahn B: Cédric Kahn, Ismael Ferroukhi K: Michel Amathieu D: Roméo Botzaris, Alicia Djémai, Isabelle Carré, Vincent Lindon, 100 Min.
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