»AUSTIN POWERS IN GOLDSTÄNDER«

Schubiduh

Mike Myers spielt im dritten Teil vier mal mit sich

Seltsam: das Kino war voll mit sehr jungen Mädchen, die sich von ihren Pappis erklären lassen musten, dass Ozzy Osbourne früher mal gute Musik gemacht hat. Aber gelangweilt abwinkten, wenn Witze mit Würstchen, Hoden, Holländern oder Urin-Proben pädagogische Zuwendung auslösten.
Und komisch: für Titel-Sequenz und Schluss-Episode schauen circa 80 Millionen Dollar Gage für Cameos vorbei: Tom Cruise, Danny De Vito, Gwyneth Paltrow, Kevin Spacey, Britney Spears, John Travolta ... Mike Myers ist offensichtlich in der Oberliga angekommen. Sogar American Express wagte nicht, gegen den Originaltitel "Goldmember" zu klagen. Die dritte Persiflage aller Agenten-Serien-Parodien wurde in Amerika die Komödie mit dem besten Startwochenende aller Zeiten; und weil Myers das ahnte, lässt er sie im Rahmen ihrer eigenen Verfilmung durch Steven Spielberg - und der Premiere im Graumans Chinese Theatre spielen.
Solche hoch-cleveren Einbettungen und Anspielungen erlauben es High-Brow-Kritikern, sich grundsätzlich zu amüsieren, obwohl meistens bloß an gebrauchten Unterhosen gerochen wird. Und die jungen Mädchen juchzen, zum Aufatmen ihrer Väter, am meisten wenn der dicke Mike in knallbunten Köstümen komisch tanzt. Yeah, Baby. Dieser Myers ist schon genial. Sogar als Schauspieler in vier Masken (Austin Powers, Gegenspieler Dr. Evil, Kampfkoloss Fat Bastard und niederländischer Disco-King Goldständer) ist er inzwischen besser als seine Witze. Und als Drehbuchautor weiss er genau, dass auf Dramaturgie geschissen ist, wenn es nur schön brunzt. Obwohl: der Kern seiner Kalauer ist längst Kot; nach den 60ern jetzt die 70er (wieder per Zeitreise) schrill zu finden, ist hintern Zug gepisst; und eine Hannibal Lector-Verulkung brauchen wir auch nur, weil die ernsthafte Remake-Maschine den Kannibalen-Schöngeist demnächst wirklich wieder ausgräbt.
So herum wird ein Schubiduh daraus: Hollywood ist längst auf Mike Myers' Niveau angekommen - und Austin Powers weicht der Vereinnahmung aus, indem er lustige Hinternsinne in Untertiteln auf weissem Hintergrund macht: "Essen sie ein Stück Kot" sagt ein Japaner - bis Powers-Girl Beyonce Knowles (Destiny's Child) die Requisiten zur Lesbarkeit ergänzend verschiebt: "elett vom Thunfisch". Aha. Natürlich wiederholt Myers diesen Witz, wie alle anderen auch, und ein paar aus den ersten beiden Teilen dazu. Der gelernte Bühnenkomiker weiss: wenn es einen Lacher bringt, dann auch zwei. Aber drei?
Oh, Ozzy muss ich noch erklären: der aktuelle abgewrackte Übervater des Image-Recyclings sitzt in der Mitte des Films samt Familie in seiner MTV-Reality-Kulisse und mosert über die immer gleichen Geschlechtsteil-Witze in den Myers-Filmen. Und dann kommt er im Nachspann noch mal und bringt die "Titten" nicht richtig über die Lippen. Wir haben alle gelacht, die Väter und die Töchter.

WING

Goldmember. USA 2002. R: Jay Roach, B: Mike Myers, Michael McCullers, D: Mike Myers, Michael York, Beyonce Knowles, Verne Troyer, Seth Green, Robert Wagner