DER JANE AUSTEN CLUB

Zwang zum Glück

Sechs Personen suchen eine Autorin

Jane Austen ist einfach das ideale Gegengift zum Leben" heißt es einmal in Robin Swicords Film über die englische Autorin, deren Bücher seit fast zwei Jahrhunderten zu den Bestsellern der Weltliteratur gehören. Das gerade einmal sechs Romane umfassende Werk Austens wurde im Kino gründlich ausgebeutet, zuletzt zog Julian Jarrold in der fiktionalisierten Biografie Geliebte Jane Parallelen zwischen der Lebens- und der Romanwelt der Autorin.

In Der Jane Austen Club betrachtet Robin Swicord (nach dem literarischen Vorlage von Karen Joy Fowler) nun das Phänomen "Austen" von der Seite der Rezeption und stellt die Herz-Schmerz-Geschichten aus dem 19.Jahrhundert den romantischen Nöten der Gegenwart gegenüber. Fünf Frauen und ein Mann treffen sich einmal im Monat zu einem Jane-Austen-Literaturzirkel. Bernadette (Kathy Baker), die immerhin auf sechs Ehen zurückblicken kann, hat den Club zur Seelentröstung ihrer Freundin Sylvia (Amy Brenneman) gegründet, die nach 25 Jahren von ihrem Mann verlassen wurde. Jocelyn (Maria Bello) - seit langer Zeit überzeugter Single - muss über den Tod ihres Hundes hinweg kommen. Sie bringt den literarisch eher unbedarften Grigg (Hugh Dancy) mit, um ihn mit Sylvia zu verkuppeln. Die Runde wird komplettiert durch die unglückliche Französischlehrerin Prudie (Emily Blunt), die in der Ehe mit einem illiteraten Mann eingesperrt ist und sich nach einem ihrer Schüler verzehrt, und Sylvias lesbischer Tochter Allegra (Maggie Grace), der immer nur ein kurzes Liebesglück mit wechselnden Geliebten vergönnt ist.
Sechs Personen, sechs Romane, sechs Liebesgeschichten, die zu einem Happy End gebracht werden wollen. Durchaus angenehm und mit sanftem Humor plätschert dieser Ensemblefilm mit seiner frisch aufspielenden Frauenriege zunächst so dahin. Die Dramen des modernen Liebeslebens werden in einem überschaubaren Rahmen gehalten. Den Kontrast zwischen Austens literarischer Gefühlswelt und den schnöden Beziehungskonflikten der hartherzigen Gegenwart hätte hier durchaus stärker ausformuliert werden können. Die Diskussionen im Literaturzirkel sind dennoch recht amüsant, weil sie viel von der Liebe zum Lesen und der höchst individuellen Aneignung von Literatur erzählen.
Auf der Zielgeraden verliert der Film jedoch deutlich, weil er sich vollkommen willenlos dem Zwang zum Happy End unterwirft und schematisch jedem Töpfchen sein Deckelchen zuweist. Da wird das Glück verteilt wie die Kamelle beim Karneval.

Martin Schwickert

Jane Austen Book Club. USA 2007 R&B: Robin Swicord nach einem Roman von Karen Joy Fowler K: John Toon D: Kathy Baker, Maria Bello, Emily Blunt