ASTERIX UND OBELIX: MISSION KLEOPATRA

Bauchfrei

Der zweite Real-Versuch ist besser als sein Vorgänger

Vor drei Jahren wurden die französischen Comic-Helden Asterix und Obelix erstmalig in Menschen aus Fleisch und Blut verwandelt. Christian Clavier und der sorgfältig ausgepolsterte Gérard Depardieu ließen Römer und Hinkelsteine durch die Luft fliegen. Claude Zidis Asterix und Obelix gegen Cäsar lebte von seinem prominenten Personal und Effekten aus dem digitalen Zauberkasten. All das, was bisher dem Zeichentrickfilm vorbehalten war, konnte jetzt im Realfilm in Bewegung gebracht werden. Das Publikum staunte, lachte und zahlte. Über 100 Millionen Euro spielte das Spektakel europaweit ein und zeigte den amerikanischen Blockbustern die lange gallische Nase.
Solche Zahlen führen zu Fortsetzungsgelüsten, und die Erfahrung zeigt, dass Sequels nur selten an das Original heranreichen können. Asterix & Obelix: Mission Kleopatra beweist das Gegenteil. Regisseur Alain Chabat weiß, dass man heute nicht mehr alleine auf Festplatten-Effekte vertrauen darf. Mit einem großzügigen Budget von 50 Millionen Euro entwirft er eine komparsenintensive Monumental-Komödie, die die Traditionen des guten, alten Sandalenfilms mit dem Spaßpotential der Computeranimation verbindet. Anders als sein Vorgänger, der ein ungelenkes Potpourri aus verschiedenen Asterix-Bänden zusammenstellte, konzentriert sich Chabat nur auf Asterix und Kleopatra .
Die Geschichte bleibt im Kern unangetastet: Im lautstarken Wettstreit der Kulturen verspricht die ägyptische Herrscherin Kleopatra (Monica Bellucci) dem arroganten Imperator Cäsar (Alain Chabat), innerhalb von nur drei Monaten einen gigantischen Palast schlüsselfertig in die Wüste zu setzen. Architekt Numerobis (Jamel Debbouze - der sensible Gemüseverkäufer aus Amélie ) bittet den gallischen Druiden Miraculix um Hilfe, der mit Asterix (Christian Clavier), Obelix (Gérard Depardieu) das Projektmanagement übernimmt. Souverän verlagert Regisseur Chabat die Gewichte. Depardieu und Clavier treten als Stars in den Hintergrund und geben die Arena frei für Jamel Debouzze, der als gestresster Workoholic sein komödiantisches Talent beweist, und für Monica Bellucci als hysterische Herrscherin, deren ungeheuer bauchfreies Nichts von einem Gewand ein Event für sich darstellt.
Im Nebenfigurensemble wurde mit Bedacht modernisiert. So heißt die Gewerkschaftssprecherin der Bauarbeiter jetzt Vodafonis und ihre Stimme klingt so verzerrt, als würde sie aus einem E-Plus-Funkloch zu uns sprechen. Trotz des überbordenden gestalterischen Einfallsreichtum, mit dem Chabat das Cinemascope-Format ausfüllt, verliert er nie den Blick für die kleinen, liebevollen Details, die zum Markenzeichen der Comic-Vorlage wurden.

Martin Schwickert

F 2002 R&B: Alain Chabat K: Laurent Dailland D: Gérard Depardieu, Christian Clavier, Monica Bellucci