KING ARTHUR


Artus unplugged

Jerry Bruckheimer krawallt wieder

Arthur - ein gewissenhafter Statthalter des römischen Reiches. Die Ritter der Tafelrunde - ein Haufen Gastarbeiter, die aus Osteuropa als Soldaten zwangsverpflichtet wurden. Merlin - ein bärtiges Wurzelmännchen mit einer Guerilla-Armee. Guinevere - eine blutdurstige, patriotische Kampfamazone. Kein Schloss Camelot. Kein heiliger Gral. Das ist sie. Die Artus-Legende. Unplugged. So wie es wirklich war. Oder zumindest so wie Kracher-Produzent Jerry Bruckheimer (Pearl Harbor) und sein Regisseur Antoine Fuqua (Training Day) es gerne hätten. In ihrer Version des Stoffes führt Arthur (Clive Owen), halb Römer, halb Brite, ein ritterliches Sondereinsatzkommando an. Die kampflustige Horde setzt sich aus Sarmaten-Reitern zusammen, die traditionell von den Römern aus dem wilden Osten rekrutiert werden. Während Lancelot & Co. den Kampf als Selbstzweck betreiben, glaubt Arthur an die zivilisatorischen Werte Roms und des Christentums. Als die Römer vor den einfallenden Sachsen die Flucht aus Britannien antreten, führt Arthur seine wilden Kerle und die Guerilla-Armee Merlins in den Kampf gegen die feindlichen Invasoren.
King Arthur hat die Artus-Legende von allem mythischen Beiwerk befreit und auf einen (sehr amerikanischen) heldenhaften Kampf um Freiheit und Ehre reduziert. Stocksteif walzt dieser Historienfilmkoloss durch das Kino und zertrampelt jeden Ansatz, aus der Legende eine glaubwürdige, menschliche Geschichte zu machen. Dabei gibt Clive Owen als gepeinigter Oberritter eine durchaus stattliche Figur ab. Aber die Dialoge, die er ausliefern muss, sind derart von Billig-Pathos durchdrungen, dass man mehr Mitleid mit dem Darsteller als Empathie für den Helden entwickelt. Mitten im schlammigen Testosteron-Gemetzel versucht sich Keira Knightley (Fluch der Karibik) nicht ohne Erfolg als attraktive Amazonenkämpferin zu profilieren. Wenn Arthur und seine Verbündeten gegen die anrückenden Sachsen ins Feld ziehen, werfen die Kerle die schmucken Sonntagsrüstungen über, während Guinevere mit knappem Riehmchenkostüm und Flitzebogen den Kampf aufnimmt. Til Schweiger hingegen setzt seine Reihe von peinlichen Hollywoodauftritten fort und versucht als ruchloser Sachsenführer mit geflochtenem Kinnbart vergeblich einen ganzen Film lang richtig böse auszusehen.

Martin Schwickert