A Most Wanted Man In den Netzen der Dienste Die Verfilmung des Le Carré-Romans zeigt eine Geheimdienstwelt ohne Maß. Und den großartigen Philip Seymour Hoffman in seiner letzten Rolle In seinem 2008 erschienen A Most Wanted Man (dt. Titel "Marionetten") zeichnete Le Carré ein präzises Bild der politischen Klimaveränderung in der Post-9/11-Gesellschaft. Der Roman nimmt ebenso Bezug auf die Vorgänge um die Hamburger Terrorzelle, die die Anschläge des 11. September mit vorbereitete, als auch auf das Schicksal von Murat Kurnaz, der ins Fahndungsraster des "War on Terror" geriet und fünf Jahre unschuldig in Guantánamo inhaftiert war. Nun bringt Anton Corbijn (Control /The American) den Stoff auf die Kinoleinwand, und der kürzlich verstorbene Philip Seymour Hoffman spielt hier den Leiter einer deutschen Antiterroreinheit in Hamburg. Bachmann und sein Team agieren weitgehend autonom, spionieren die muslimische Szene aus, um an die Finanziers und Drahtzieher der Terrornetzwerke heranzukommen. Als der russisch-tschetschenische Flüchtling Issa Karpov (Grigoriy Dobrygin) über die Türkei illegal nach Hamburg gelangt, gehen bei den deutschen und amerikanischen Geheimdiensten die Alarmglocken an. Der muslimische Migrant will in Hamburg ein millionenschweres Erbe auslösen. BND wie CIA sind fest davon überzeugt, dass das Kapital in Terrornetzwerke eingespeist werden soll und wollen den Mann hinter Schloss und Riegel bringen. Bachmann ist sich da nicht so sicher und will Karpov als Lockvogel für einen mutmaßlichen Geldwäscher der Al Quaida einsetzen. Wie Le Carrés Roman lebt auch Corbijns Kinoversion mehr von der langsam vor sich hin köchelnden Spannung als von spektakulären Actioneinlagen. Hoffmann ist ideal besetzt als Whisky trinkender und ketterauchender Spionagemeister, dessen hartes Analysevermögen in Kontrast zur kritischen körperlichen Verfassung steht. Natürlich kommt man nicht umhin, in diesen letzten großen Auftritt Hoffmanns auch das tragische Ende dieses großartigen Mimen mitzudenken. Die Besetzung wird durch internationale Stars wie Robin Wright, Willem Dafoe und Rachel McAdams sowie einige deutsche Schauspieler wie Nina Hoss und Daniel Brühl ergänzt, die vom Drehbuch jedoch weitgehend unterfordert bleiben. Einen guten Blick entwickelt Corbijn hingegen für die Kulisse Hamburgs, das der gelernte Fotograf in stimmungsvollen Bildern weit, weit über Tatort-Niveau einfängt. Wie in The American bestimmt auch in A Most Wanted Man eine etwas kühle Reserviertheit die erzählerische Haltung, die hier jedoch nicht zur Pose erstarrt, sondern sich bestens ins schwelende Suspense der Geschichte und der bitteren Analyse einer Gesellschaft einfügt, die im Kampf gegen den Terror ihr demokratisches Maß verloren hat. Martin Schwickert GB/USA/D 2014 R: Anton Corbijn B: Andrew Bovell nach einem Roman von John Le Carré K: Benoît Delhomme D: Philip Seymour Hoffman, Rachel McAdams, Robin Wright, Willem Dafoe. 122 Min.
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