AMERICAN MUSCLE

Sex, Drugs und Flashbacks

Ein schneller, schmutziger Rachefilm

John Falcon sitzt im Knast. Für einen Überfall, den sein Bruder versemmelt hat. Nach zehn Jahren endlich in Freiheit, macht er sich ans Abrechnen. Wortkarg, mit dem Fuß auf dem Gaspedal seines gelben Plymouth Duster und mit einer Pumpgun. Zwar hat er immer mal Zeit, etwa für eine Nutte in einem Wüstenmotel und knurrige One-Liner, aber schnell schießt er Leute über den Haufen, von denen wir nur vermuten können, dass sie zu den Bösen gehören. Versehrt sind fast alle. John trägt eine Messerwunde mit sich herum, ein Partygirl hat einen verkrüppelten Arm, ein Dealer sitzt im Rollstuhl. Man sieht niemandem an, ob er Abschaum oder bloß nicht gut genug für die harte Welt ist.

Zwischendurch kriegen sowohl John als auch ein paar Frauen, denen grundsätzlich nicht zu trauen ist, in flickernden Flashbacks ein paar zärtliche Momente. Die meiste Zeit aber verwendet Ravi Dhar aufs Autofahren über endlose Straßen und einen bewölkten Mond, der kurz vor dem Showdown aufgeht. Da werden Erinnerungen wach an Fluchtpunkt San Francisco.

Nur flieht John Falcon nicht vor Polizei und Gesellschaft, sondern zerhackt Familie und Freunde, weil er nicht mehr weiß, wohin. Er bricht alle Regeln des Heldentums, erschießt Geständige, trampelt auf am Boden Liegenden herum, schont auch Frauen nicht, um es milde auszudrücken. Und kriegt am Ende nicht mal die Genugtuung seiner Rache.

Das ist nicht schön, das ist nicht mal amoralisch. Aber es enthält anrührende, fast bedeutsame Momente. Etwa den, wenn die Brüder, in glücklicher Vergangenheit, sich darüber wundern, warum bei den malerisch in der Wüste schrappenden Windparks immer eine Turbine still steht.

Wing

USA 2013. R&K: Ravi Dhar B; John Fallon D: Nick Principe, Robin Sydney, Todd Farmer, John Fallon, Trent Haaga, Malice McMunn. 78 Min.