American Hustle Gauner gegen Gauner Ein Scheich für New Jersey - eine fast wahre Geschichte aus den 70ern Der Originaltitel des Films, so lästerte Tina Fey während der Golden Globes, sei "Die Explosion der Perückenfabrik" gewesen. Tatsächlich sind in American Hustle die Haartrachten ein ganz wesentliches Element, um die 70er Jahre glaubwürdig wiederauferstehen zu lassen. Die Frisuren von Christian Bale (als Con-Man), Jennifer Lawrence (als dessen Frau), Amy Adams (als dessen Geliebte) und Bradley Cooper (als koksender FBI-Agent) rechtfertigen jederzeit einen Oscar für die beste Haartracht. Der Film selbst ist nicht ganz so gut wie seine Perücken. Zu zerdehnt, zu behäbig schleppt er sich durch die erste Hälfte, in der eine langatmige Exposition ausgebreitet wird: Christian Bale als Geldbetrüger gerät in die Fänge des windigen FBI-Agenten Bradley Cooper, der ihn überredet, fürs Büro einen großen Betrug zu organisieren, in dessen Verlauf man alle Beteiligten hopsnehmen könne. Ein falscher Scheich soll auftauchen, der verspricht, Atlantic City wieder aufzubauen. Der Scheich soll als Lockvogel den korrupten Bürgermeister ködern. Vor allem aber lockt er mit seinem Geschäftsmodell die Mafia an, die in die Casinos einsteigen möchte und die (vertreten durch Robert De Niro) vorschlägt, den Scheich doch erstmal einzubürgern, um die Abwicklung zu vereinfachen. Für diese abgekürzte Einbürgerung stehen plötzlich jede Menge willige Kongressabgeordnete und Senatoren vor der Tür, die für ein Handgeld bereit sind, das Einbürgerungsverfahren zu beschleunigen. Bis dieser Betrug in Gang kommt und bis der Betrüger merkt, dass er auch das FBI betrügen muss, um heil aus der Sache herauszukommen, vergeht viel Zeit und werden viele Reden in sehr statischen Szenen gehalten; derlei ist man von David O. Russell gar nicht gewöhnt, dessen Silver Linings zu den beeindruckendsten Filmen des Jahres 2012 gehört. Aus dem Film hat er nicht nur den Hauptdarsteller Bradley Cooper mitgenommen, auch Robert De Niro ist schon wieder so gut wie zuletzt nur in Silver Linings. Und Jennifer Lawrence macht mehr als deutlich, dass man sie in keiner Nebenrolle mehr einsetzen sollte. Jeder ihrer Kurzauftritte verpasst diesem etwas zähen, fast zweieinhalb Stunden zu langen Komödchen Witz und Klasse und Sexappeal, die man sonst schmerzlich vermisst. Da kann Amy Adams einfach nicht mithalten, auch wenn sie den halben Film über in einem wundervollen Schlampenkleid herumläuft. Obwohl der Film vorgibt, sich mit dem Thema Betrug und Korruption zu befassen, schwelgt er vorwiegend in Mode und Haartracht und grotesken Situationen. Für eine Satire fehlt der Biss. Wer keine Meinung zum Thema hat, kann sich auch nicht darüber lustig machen. So endet alles recht idyllisch, niemand kommt zu Schaden. Außer dem göttlichen Louis C.K., der als furztrockener FBI-Chef von seinem zugekoksten Untergebenen mit einem schweren Telefon grün und blau geschlagen wird. Thomas Friedrich USA 2013 R: David O. Russell B: David O. Russell, Eric Singer K: Linus Sandgren D: Christian Bale, Bradley Cooper, Amy Adams, Jeremy Renner, Jennifer Lawrence, Robert De Niro. 138 Min.
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