THE AMERICAN

Der müde Killer

Ein Töter will in Rente. Anton Corbijn macht daraus einen Essay ohne Inhalt

George Clooney als Auftragskiller sieht mal wieder hervorragend aus, ist allerdings aus professioneller Sicht eine Niete. Er versteckt sich als Killer Jack in einem kleinen italienischen Dorf, wo ein Amerikaner so auffällt wie Guido Westerwelle unter Holzfällern. Wenn Jack weiss, dass er verfolgt wird, spaziert er gerne bei Tageslicht durch verwinkelte Gassen, wo man garantiert zu spät bemerkt, wenn sich einer mit bösen Absichten oder gar bewaffnet von hinten und mit bösen Absichten nähert.

Überhaupt der Job: Die Auftraggeber sind schwierig und durchweg zwielichtige Typen, die schon mal die Seiten wechseln, die Arbeitszeiten sind lausig, und kaum hat man mal eine Freundin, muss man sie erschießen, wenn sie einem versehentlich bei der Arbeit zugeguckt hat.

Mit solch einem Todesfall beginnt der hoch prätentiöse und garantiert ironiefreie Killer-Thriller The American des holländischen Musikfotografen Anton Corbijn. Irgendwo zwischen Der dritte Mann (optisch), Der Schakal (Gewehrbauer, aufgepasst!) und Le Samurai (darstellerisch) schweigt sich Clooney als todesmüder Killer Jack durch eine nicht vorhandene Geschichte, in deren Verlauf er ein Gewehr abliefern soll, mit dem er, wir ahnen es schnell, selbst getötet werden soll.

Der Vorteil von Italien als Aufenthaltsort von Killern scheint übrigens darin zu bestehen, dass man in engen Gässchen völlig unbehelligt und in aller Ruhe Leute erschießen oder beim ersten Fehlschuss sogar mit dem Motorroller verfolgen und dann in aller Ruhe erschießen kann. Die Sitten und Gebräuche scheinen nach über 10 Jahren Berlusconi arg verwildert zu sein.

Thomas Friedrich

USA 2010 R: Anton Corbijn B: Martin Booth K: Martin Ruhe D: George Clooney, Paolo Bonacelli, Irina Björklund