Am Ende eines viel zu kurzen Tages

Das letzte Jahr

Ein Teenie-Drama mit Krebs und Comic

Donald ist 14 und wird keine 15 mehr. Donald hat Leukämie und verbringt seine letzten Tage zwischen seelenlosen medizinischen Maschinen und erstaunlich unverkrampft mit seiner Glatze und der Chemo-Schwäche umgehenden Freunden und Verwandten. Am liebsten aber in seinen roh gezeichneten Comic-Bildern, in denen der monströse Doktor Gummifinger und die verführerische Nursey Worsey einen stummen düsteren Supermann jagen. Manchmal balanciert er auch auf einem Brückengeländer, weil das echte Leben sowieso bald vorbei ist.

Seine Eltern sind liebevoll aber entsetzt. Man müsse doch kämpfen, finden sie, feiern jede vorübergehende Verbesserung des Blutbildes wie einen Geburtstag und schicken Donald zu einem Thanatologen, einem Therapeuthen mit Schwerpunkt Trauerarbeit. Der soll ihm den richtigen Umgang mit dem nahenden Tod beibringen. Stattdessen redet der Profi mit dem Laien über Kunst, seine verstorbene Frau und lernt etwas von der Wut und der Wehmut des Anfängers im Aufhören.

Donalds Schulfreunde gehen da schon rabiater vor. Sie sammeln Geld, um ihm sein erstes und letztes sexuelles Erlebnis zu spendieren. Das ist durchaus lustig, sieht aber zum Glück nie wie American Pie aus.

Als dritter Faktor spielt Shelly mit, ein Schulkollegin, die auf ihre eigene Art gegen die Lehrer, die Schuluniform und das vorgezeichnete Leben rebelliert. Aus Donald und Shelly könnte was werden, wenn Donald nicht jeden Tag stürbe.

Wir fanden Death of a Superhero, wie Film und Roman im Original viel besser heißen, schon als Buch ernsthaft und lustig. Ja sogar ein bisschen weise und vor allem gut gemacht. Jetzt übersetzt der irische Regisseur Ian Fitzgibbon das Drehbuch des Neuseeländers Anthony McCarten nach seinem eigenen Roman recht kongenial in Bilder.

Immer wenn in der Spielhandlung zu viel Pathos aufkommt, lässt er einfach ein paar Dialogzeilen weg, verbirgt, was sonst unerträglich kitschig würde, zwischen den Schnitten oder hinter Fensterscheiben. Und ganz langsam schiebt er die anfangs kommentierend neben der Handlung stehenden Comic-Szenen in den Film hinein, bis am Ende die Comic-Figuren die eigentliche Geschichte zu erzählen scheinen. Dabei gibt es von Beginn an keinen Zweifel: Donald wird sterben. Und der Film geht gut aus.

Wing

Death of a Superhero. D 2011. R: Ian Fitzgibbon B: Anthony McCarten K: Tom Fährmann D: Thomas Brodie-Sangster, Aisling Loftus, Andy Serkis, Jessica Schwarz