AMELIA

Die Fliegerin

Hilary Swank reitet den Wind rund um die Welt

In Deutschland müßte der Film von Beate Uhse handeln, die in den frühen 40ern als Pilotin arbeitete und nach dem Krieg in einem anderen Job erfolgreich wurde. Oder von Clärenore Stinnes, die 1927 mit dem Auto um die Welt fuhr und letztes Jahr in einem viel zu wenig beachteten Film gefeiert wurde. Zwischen diesen beiden Frauen wurde Amelia Earhart zur Legende und verschwand 1937 spurlos bei einem Flug rund um die Welt.

Bis heute blühen die Theorien darüber, ob die unkonventionelle Frau damals mit ihrem Navigator durchbrannte, von Aliens entführt wurde oder wegen Spritmangel abgestürzt kläglich auf einer Pazifik-Insel im Funkloch verreckte.

Die indische Regisseurin Mira Nair machte aus der wahren Geschichte ein unentschlossenes Biopic mit wunderschönen Bildern und furchtbaren Dialogen. Das ganze Porträt wird rückblendend eingebettet in Amelias letzten Flug, und alles kommt zu kurz. Wie das Mädchen vom Lande den Himmel als Ausflucht lieben lernte. Wie sie als längst erfolgreiche Pilotin darunter litt, nur als dekorative Nutzlast als erste Frau über den Atlantik kariolt zu werden. Wie sie einen Berufsverband weiblicher Flieger gründete und wie sie ihre Reputation clever in Marketing für Koffer und Waffeleisen umsetzte.

In den Reklame-Passagen findet Mira Nair immerhin zu einem durchaus eigenen beinahe bollywoodesken Blick auf das Dilemma von Freiheit über den Wolken und Finanzierungszwang. In den romantischen Passagen pendelt Hilary Swank als Amelia aber ziellos zwischen ihrem Förderer und Ehemann Richard Gere und einer Romanze mit Ewan McGregor. Dass der jüngere Galan schon einen Sohn hatte, der später als Gore Vidal berühmt wurde, scheint dabei wichtiger als Amelias Aufstieg von der Selfmade-Woman zur verkaufbaren Marionette.

Wing

USA 2009. D: Mira Nair B: Ronald Bass, Anna Hamilton Phelan K: Stuart Dryburgh D: Hilary Swank, Richard Gere, Ewan McGregor