ALONE IN THE DARK

Taras Schatten
Zombie-Dämmerstunde mit Dr. Boll

Es gibt gute Gründe, sich vor der Dunkelheit zu fürchten, erklärt Edward Carnby einem kleinen, verängstigten Jungen - und stimmt das Publikum damit gleich auf das ein, was im dunklen Kinosaal zu erwarten ist. Nein, ich beziehe mich hier nicht auf die Legionen an Monstern und ein paar eingestreute Zombies, die den Helden für die nächsten 90 Minuten das Leben schwer machen werden, sondern auf ein unaufhaltsam scheinendes Grauen, das seit 14 Jahren Filmkritikern die Todesbleiche in das ohnehin nicht besonders sonnengebräunte Gesicht treibt: die Filme des Dr. Uwe Boll.
Seit seinem Debütfilm German Fried Movie hat der in Wermelskirchen geborene Regisseur, Produzent und Drehbuchautor ganze 12 Filme gedreht, deren Misserfolg bei Kritik und Publikum bislang dafür gesorgt hat, dass ein großer Teil der Menschheit von ihnen verschont blieb. Dank prominenter Erfüllungsgehilfen wie Christian Slater, Tara Reid und Stephen Dorff - ganz zu schweigen von offensichtlich gutbetuchten Investoren - darf seine Videospielverfilmung Alone in the Dark nun in den deutschen Kinos reüssieren; ein Ort, an den dieser Film nun wirklich nicht gehört.
Den Plot des Films detailliert darzustellen wäre Zeitverschwendung, außerdem müsste man ihn dazu erst einmal verstehen, deshalb sei nur gesagt, dass es sich bei Carnby (ein karrieregeknickter Christian Slater) um einen paranormalen Detektiv handelt, der gemeinsam mit seiner Freundin (einer ziemlich aus dem Leim gegangenen Tara Reid) und dem Kommandeur einer Elite-Paranormalen Einheit (Stephen Dorff) versucht, die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Attackiert werden die drei unter anderem von semi-unsichtbaren Monstern, aus Bolls letztem Film übrig gebliebenen Zombies und einer musikalischen Untermalung, die genau genommen gegen die Genfer Konvention verstößt. Geschnitten wurde viel - beziehungsweise nicht genug - und unmotiviert; kameratechnisch schwankt der Film zwischen anständigen Tageslichtaufnahmen und schummerigen Nachtszenen, die auf einen Beleuchterstreik hindeuten - entweder das, oder sie entstanden im Schatten von Tara Reid.
In der cineastischen Leprakolonie der Videospielverfilmungen landet Alone in the Dark auf der untersten Stufe der Hackordnung, was Uwe Boll allerdings kaum stören dürfte: sein neues Werk Bloodrayne ist bereits abgedreht, das Geld für zwei neue Filme angeblich schon eingesammelt. Wir zittern also weiter.

Karsten Kastelan
USA 2005. R: Uwe Boll. D: Christian Slater, Tara Reid, Mathew Walker, Stephen Dorff, Frank C. Turner, Will Sanderson.