ALLES FÜR MEINEN VATER

Defekte Bombe

Ein freundlicher Film über den Palästina-Konflikt

Der junge Palästinenser Tarek (Shredy Jabarin) betritt nervös den kleinen Elektroladen in Tel Aviv und legt einen Schalter auf den Tisch. So einen bräuchte er, und zwar möglichst schnell. Der alte Katz (Shlomo Vishinski) runzelt die Stirn. Den müsse er bestellen und morgen sei Sabbat. Aber am Montag könne er das Ersatzteil abholen. Der jüdische Elektriker schaut in das Gesicht des Kunden, in dem sich Verzweiflung und Ratlosigkeit abzeichnen. Der alte Mann kann nicht wissen, dass Tarek einen Bombengürtel um den Leib trägt, den er eben auf dem Markt zu zünden versucht hat. Vergeblich. Denn der Schalter war defekt.

Zwei Tage Wartezeit sind für einen Mann, der mit seinem Leben schon abgeschlossen hat, eine lange Zeit, zumal wenn er sie auch noch im Feindesgebiet zubringen muss. Katz lädt den verhinderten Selbstmordattentäter (den er für einen Arbeiter von der benachbarten Großbaustelle hält) dazu ein, zu bleiben. Sein Dach sei undicht. Wenn Tarek es repariere, könne er ihm Kost, Logis und einen kleinen Nebenverdienst anbieten. Tarek willigt ein. Zurück ins West-Jordanland kann er nicht. Die Schande wäre unerträglich, und die Fatah hat seine Familie ohnehin schon im Visier.

Früher ist Tarek oft hin und her gereist zwischen den palästinensischen Gebieten und Israel, als er noch für den Fußballverein in Tel Aviv gekickt hat. Aber dann wurden die Grenzen dicht gemacht. Um seinen Sohn zum Training über die Grenze zu bekommen, musste der Vater der israelischen Armee einige Gefälligkeiten erweisen. Mit dem Bombenattentat will Tarek den Ruf der Familie wieder reinwaschen.

Aber je näher er den Holocaust-Überlebenden Katz, dessen Sohn bei der israelischen Armee einfach verdurstet ist, und die junge Kioskbetreiberin Keren (Hili Yalon), die sich von ihrer orthodoxen Verwandtschaft losgesagt hat, kennenlernt, desto weiter entfernt er sich von seiner Mission.

Man sollte den Film nicht als realistische Studie verstehen, eher als ein Märchen, das wenigstens für 48 Stunden Ruhe in der Kampfzone einkehren und die Gegner sich als Menschen wahrnehmen lässt, ohne in naives Völkerverständigungspathos zu verfallen.

Martin Schwickert

Sof Shavua B'Tel Aviv D/Israel R: Dror Zahavi B: Ido Dror, Yonatan Dror K: Carl F. Koschnick D: Shredy Jabarin, Hili Yalon, Shlomo Vishinski