ALIEN AUTOPSY

Der E.T.- Schwindel

Englischer Humor mit viel Kalbshirn und Gekröse

Vor 11 Jahren erschütterte ein kurzes Home-Movie über das Auseinanderschnipseln einer außerirdischen Leiche die Welt. Angeblich dokumentierte es, was das amerikanische Militär 1947 mit der Besatzung eines in der Wüste von New Mexiko abgestürzten UFOs gemacht hatte. So ziemlich jeder Fernsehsender der Erde zeigte den Film, den ein gewisser Ray Santilli von einem alten Ex-Army-Kameramann gekauft haben wollte. Überall wurden UFO-Experten in Talk-Shows eingeladen, ein wildes Jahr lang debattierten Spinner und Skeptiker die Echtheit des Materials.
Erst vor kurzem gab Ray Santilli zu, den Film selbst gedreht zu haben. Allerdings nur als Remake eines echten Autopsie-Films, der damals von photochemischen Prozessen zerstört worden sei.
Aber das muss nicht stimmen, schließlich produzierte er da gerade Alien Autopsy, eine Pseudo-Dokumentation, die die Geschichte des Medien-Hypes als Gauner-Komödie nacherzählt. Die englischen TV-Komiker Ant & Dec spielen Ray und seinen Freund, linkische Loser, die sich mit illegalen Video-Kopien und Flohmarktgeschäften durchs Leben schlagen.
Bei einem Trip nach Amerika suchen sie Elvis-Memorabila und geraten an einen greisen Kauz (Harry Dean Stanton), der einen alten Army-Film im Schuppen hat: die Alien-Autopsie. Von einem UFO-gläubigen Gangster (Götz Otto) besorgen sie sich das Geld, um den Schatz zu kaufen, aber leider überlebt die Filmrolle die Transaktion nicht.
Unter Erfüllungsdruck dreht Ray mit Freunden und Nachbarn den Film einfach nochmal, und jetzt wird Alien Autopsy eine Zeit lang wirklich lustig. Der Metzger will seine Effekt-Requisiten morgen noch in die Wurst tun, die Oma platzt mit Keksen in die Schädelöffnung, das glitschige Gehirn hüpft im Zimmer herum und macht Flecken auf den Teppich, und als alle kunstblutverschmiert über einer Puppenleiche im zur Kulisse umgebauten Wohnzimmer einer Freundin stehen, kommt die überraschend aus dem Urlaub zurück. "Es ist nicht, wie es aussieht", stammelt Ray, "ich kann alles erklären".
Glatt gelogen. Der Film erklärt nichts. Er kann sich auch nicht entscheiden, ob er eine Medien-Satire auf Leichtgläubigkeit sein will, bloß ein Bubenstück, oder die als Komödie getarnte nächste Stufe der Mystifikation. Prustend vor Lachen sitzen etwa streng geheime Militärs vor dem "echten" (also im "Original" getricksten) Santilli-Film, weil nichts die Wahrheit besser verbirgt, als eine durchsichtige Lüge. Und ein Dokumentarfilmer (Bill Pullman), dem Ray in der Gegenwart sein Autopsie-Abenteuer erzählt, unterschreibt mit Geldgier in den Augen eine Geheimhaltungs-Erklärung. Bald wird er den echten, mit moderner Technik doch noch restaurierten, Autopsie-Film zu sehen kriegen.

WING

GB/USA 2006, R: Jonny Campbell, B: William Davies, K: Simon Chaudoir, D: Declan Donelly, Ant McPartlin, Bill Pullman, Harry Dean Stanton, Götz Otto