»ALF - DER FILM« Die A-Akten
Ohne Familie und mit schwachen Kalauern Jetzt ist es bewiesen: es gibt Außerirdische. Richtige Menschen können diesen Film zum Fellklops nämlich gar nicht gedreht haben. Oder hatte ein im Fandom gefälschter Capt'n Kirk vor Jahren schon ganz recht, als er zu Besuch auf der Erde nur noch stöhnen konnte: "Beam me up - there is no intelligent life on this planet"? Oder soll es gerade deshalb witzig sein, wenn ein Verhör-Offizier seinem außerirdischen Befragungs-Opfer Bilder aus Politik und Pop-Kultur zum Assoziieren vorhält, aber wir nicht die Enterprise-Crew zu sehen kriegen, sondern einen silberbärtigen Arafat ("Hat der nicht bei den Beatles Schlagzeug gespielt?")? Dabei wäre ein echter Alf etwa in den Kulissen und zwischen dem Personal diverser SF-TV-Serien für manchen Witz gut gewesen. Sogar Medienkritik, praktische Rezeptions-Ästhetik und sonstige transklassische Postmodernitäten. Aber auch das nur etwa eine Sitcom-Folge lang. Auf 92 Minuten ausgerollt dagegen würde selbst im besten, nichtverfilmten Fall kein melmacianisches Carpacchio aus dem rülpsenden Tier - sondern bloß Fleischmehl, das unter die Seuchenschutzverordnung fällt. Schon wegen des Handwerks. Obwohl die halbe Crew der Alf-TV-Erfinder an diesem Akt der Leichenschändung beteiligt war (in den USA auch nur für die Mattscheibe, incl. Original-Stimme und Puppenspieler, bei uns mit Thommy Piper) funktioniert fast kein Timing, klappt kaum ein Gag und hält selten ein Spannungsbogen. Bzw. wenn doch mal etwas filmschulbuchmäßig abgeht (zweimal steigernd wird eine Videoüberwachungsanlage eingeführt, dann zur Entlarvung eines Bösen eingesetzt), dann paßt die Thriller-Mechanik nicht zum Chaos-Comedy-Ton. Achso - die Story: nachdem der einzige Überlebende eines Planeten voller katzenfressender Couch-Kartoffeln vier Jahre lang eine Fernseh-Serien-Familie belatscherte und wertvolle Arbeit bei der De-Zivilisierung unserer Jugend leistete (wir haben es alle gesehen, wenn auch nicht alle Folgen, und manchmal gelacht, wenn auch unter Schmerzen) - und nachdem die Außerirdische Lebens Form zum Sendeschluß vom Air-Force-Ufo-Aufklärungs-Geheimdienst geschnapppt und sechs Jahre lang in obergeheimen Bunkern durchgeschüttelt und vermutlich auch gehirngewaschen wurde (die Videos aus der Test-Phase sind so grauenvoll zwangsalbern, daß wir die aus Staatsräson vernichteten mit den wirklich unmenschlichen Versuchen gar nicht sehen wollen) - und nachdem eine politische Kommission aus Schmierenkomödianten klären soll, ob man Alf verbrennt ("Psst, Sir, sie meinen 'verbannt'. 'Nein, meine ich nicht.'") oder freiläßt (komisch, niemand von denen hat in den letzten 6 Jahren Ferngesehen) - da plötzlich entführen, jagen, fangen ein und versuchen zu mißbrauchen diverse Fraktionen das Phänomen. Die Guten gewinnen, aber die Bösen haben die besseren Gesichter: Martin Sheen (kann mal jemand dessen grandioses 1967er Debüt "Incident" wiederholen?) als Komißkopp mit Mutterkomplex und UFO-Phobie, und Miguel Ferrer (z.B. Autopseur Albert aus "Twin Peaks") als UFO-Forscher mit unklaren Racheplänen gegen die NASA und unsauber verfilmten Alf-Versteigerungsabsichten an den Meistbietenden. Die Guten haben nur den X-Files-Filmmusikkomponisten (hier bestenfalls unauffällig) und die deutsche Synchronstimme von Agent Mulder auf ihrer Seite. Im Film reicht das, um Alf zu retten. Im Leben nicht.
WING
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