Alexander Granach - Da geht ein Mensch Selbstdarsteller Das Porträt eines möglicherweise begabten Schauspielstars Angelika Wittlich ist überzeugt davon, dass Alexander Granach eine Legende ist und von Nosferatu bis Ninotschka zu den beeindruckendsten Schauspielern seiner Generation gehörte. Wer aber in Filmgeschichte nicht ganz so firm ist, vermutet erst mal eine Fake-Biografie. So überschwänglich gehen vorgelesene Briefzitate und Lobpreisungen von Bertolt Brecht und Erwin Piscator über in kunstvolle, aber wenig aussagekräftige Bildmontagen: New York heute und zur Zeit der deutschen Exilanten, immer wieder Übergänge von der Gegenwart in eine Vergangenheit, wie sie wohl Alexander Granach selbst sah, von der aber außer einem autobiografisch gefärbten Roman und ein paar Fotos fast nichts erhalten ist. Gut, dass Angelika Wittlich nicht Episoden eines Biopics nachinszeniert, aber auch etwas ermüdend, immer nur eine Schauspielerin zu haben, die aus Alexanders Briefen an seine Geliebte liest, und einen Schauspieler, der dasselbe mit dem Roman "Da geht ein Mensch" tut. Alexander Granach wurde 1890 als Jessaja Szajko Gronach in Ostgalizien geboren, wurde Bäcker in Berlin und Schauspieler am Jiddischen Theater, zog für Österreich in den ersten Weltkrieg, wurde ein Stummfilm-Star, emigrierte in die Sowjetunion, wurde dort verhaftet, kam aber frei und emigrierte in die USA. Dort kriegte er nur noch Nebenrollen, wegen seines Akzents, deutet die Doku an, die in der Einschätzung Granachs als Gigant der Schauspielkunst und größtes Talent der expressionistischen Ära arg eng dessen Selbsteinschätzung folgt. Es gab ihn wirklich und er hatte ein wildes Leben, er war aber vermutlich ein bisschen zu laut, zu wuchtig und zu melodramatisch für die 40er. Hätte er sonst sein Leben für ein Romanthema gehalten? Andererseits: Hätte sonst eine Biografie-Spezialistin, die schon über Louis Malle und Alexander Kluge Filme drehte, ausgerechnet Alexander Granachs Leben nacherzählen wollen? Wing D 2012 R&B: Angelika Wittlich K: Lars R. Liebold, Nikolai Eberth D: Juliane Köhler, Samuel Finzi, Gad Granach
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