8 BLICKWINKEL Zu viel Plot Den US-Präsidenten acht mal erschießen zu lassen ist eine originelle Idee. Wer acht Mal die gleiche Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählen will, muss sich schon etwas einfallen lassen, um keine Langeweile auf kommen zu lassen. Regisseur Pete Travis tut in 8 Blickwinkel sein Bestes, aber das reicht nicht ganz aus. Es geht um einen Anschlag auf den US-Präsidenten, der im spanischen Salamanca mit anderen Staatsoberhäuptern aus Europa und Nahost ein weitreichendes Anti-Terrorabkommen unterzeichnen will. Der diplomatische Sieg will gebührend mit einer Rede vor dem Volk gefeiert werden - ein etwas unglaubwürdiges Setting, wenn man sich das Sicherheitsszenario des letztjährigen G8-Gipfels im entvölkerten Heiligendamm vor Augen führt. Die Plaza Mayor ist voll mit Menschen, auch die linken Demonstranten haben mobilisiert. Als der US-Präsident (William Hurt) nach der Begrüßung des örtlichen Bürgermeisters die Arme zum Gruß ausbreitet, treffen ihn zwei Schüsse direkt in Brust. Wenig später detoniert eine Bombe in nicht allzu weiter Ferne und danach eine zweite direkt unter dem Podium mitten in der chaotisierten Menschenmenge. Zuerst wird das Ereignis durch den vermeintlich objektiven Blick auf verschiedenen Monitoren im Regieraum eines Fernsehsenders gezeigt. Danach spult der Film zurück, um das Geschehen aus unterschiedlichen subjektiven Perspektiven zu erzählen. Angefangen bei dem erfahrenen Bodyguard Barnes (Dennis Quaid), der seinen ersten Einsatz hat, nachdem er vor ein paar Monaten bei einem Attentatsversuch auf den Präsidenten angeschossen wurde, über den amerikanischen Touristen Lewis (Forest Whitaker), der die ganze Szene mit seiner DV-Kamera aufgenommen hat, bis hin zum Präsidenten selbst, für den nach den Schüssen erst der eigentliche Horror beginnt. Natürlich mogelt Regisseur Pete Travis in seinem Kinodebüt ein wenig, erweitert den subjektiven Blickwinkel über die Erzählposition hinaus und gibt mit jeder Episode ein weiteres Stück der hochkomplexes Anschlagsplanung frei. Dabei schießt das Regiekonzept über das Ziel hinaus und verkompliziert den Plot unnötig. Das ganze wirkt wie ein etwas überambitioniertes Gesellenstück, mit dem der britische Regisseur und sein Drehbuchautor Barry Levi in Hollywood Eindruck machen wollten. Zu kurz bleiben eindeutig die politischen Implikationen der Geschichte. Wer genau nun die Gruppe ist, die mit perfider Raffinesse ein Blutbad anrichtet, bleibt ebenso im Ungefähren wie die Motive. 8 Blickwinkel ist zu sehr verliebt in die eigene Plotmechanik, um sich um politische Analyse oder eine differenzierte Charakterisierung der Figuren kümmern zu können. Wenn so mancher Darsteller etwas gequält in die Kamera blickt, weiß man nicht genau, ob das an den schockierenden Ereignissen der Story liegt oder vielleicht doch eher an den etwas schütteren Dialogsätzen, die sie an den Mann bringen müssen. Vor allem im Zuge der finalen Präsidenten-Rettung gelingt es der atemlosen Inszenierung nicht mehr, die unfreiwillige Komik einzelner Drehbuchpassagen zu kaschieren. Martin Schwickert Vantage Point. USA 2008 R: Pete Travis B: Barry Levi K: Amir M. Mokri D: Dennis Quaid, William Hurt, Forest Whitaker
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