ABSURDISTAN

Wasser marsch!

Aserbaidschanische Dörflerinnen im Sexstreik

Die Frauen ziehen eine Linie in den sandigen Boden des Dorfplatzes. Bis hierhin und nicht weiter, heißt es für die Ehemänner. Der Streik im privaten Nahverkehr gilt, bis die trägen Patriarchen, die den ganzen Tag faul im Teehaus sitzen, die Wasserleitung des Dorfes wieder in Gang gesetzt haben.

In 18 Ländern hat Helmer für den Film gecastet und das in den aserbaidschanischen Bergen gelegene Dorf mit illustren Typen bevölkert. Immer wieder verlässt Absurdistan die staubige Dorfrealität und hebt ab in sommerlaue, sternenbeschienene Traumwelten. Denn im Zentrum steht ein romantisches Paar, das durch den dörflichen Geschlechterkampf seines Liebesglücks beraubt wird. Schon seit ihrer Geburt zur selben Zeit im selben Kreissaal sind Aya und Temelko füreinander bestimmt. Aber mit der Hochzeit müssen sie warten, bis die Sterne günstig stehen, unter denen sie dann - so will es die Prophezeiung der Großmutter - gemeinsam baden sollen. Der Tag der idealen Sternenkonstellation rückt näher, aber die Einhaltung der präkoitalen Badevorschriften ist angesichts des dörflichen Wassermangels nicht möglich. Und so übernimmt Temelko die gefährliche Mission in die unteririschen Höhlen hinabzutauchen, um die Wasserversorgung wieder herzustellen.

Natürlich pfeift Helmer auch hier auf das konventionelle Erzählkino, aber das, was er entwirft, entwickelt längst nicht jene surreale Kraft, die sein Stummfilm-Kinodebüt auszeichnete. Vor allem in bildgestalterischer Hinsicht bleibt Helmer hinter dem eigenen Können zurück.

Für diejenigen, die ihre Brille zu Hause vergessen haben, werden die reduzierten Dialoge durch eine enervierenden Erzählerstimme ergänzt, die das leicht verständliche Geschehen auf der Leinwand noch einmal in eigene Worte fasst.

Die Hauptschwäche des Films ist und bleibt jedoch die Geschichte, die mit ihrem etwas banal geratenem Geschlechterkampf-Szenario ziellos zwischen Burleske und magischem Realismus hin und her irrt.

Martin Schwickert

D 2008. R: Veit Helmer B: Gordan Mihic, Zaza Buadze, Ahmet Golbol K: George Beridze D: Maximilian Mauff, Kristina Malérová, Nino Chkheidze