96 STUNDEN Vatis Argumente Liam Neeson rettet die Welt Nine-Eleven, Abu Ghraib, Guantanamo - die ganze Welt schimpft auf die CIA, aber Luc Besson zieht mit 96 Stunden aus, um die Ehre des amerikanischen Geheimdienstes zu retten, indem er einen ehemaligen Mitarbeiter der Behörde auf eine höchst private Mission schickt. Der Mann heißt Mills, Bryan Mills (Liam Neeson) und hat seine langjährige Geheimdiensttätigkeit an den Nagel gehängt, weil er sich mehr um seine pubertierende Tochter kümmern will. Die ist zwar bei Muttern (Famke Janssen) und deren stinkreichem Zweitehemann gut aufgehoben, aber Bryans Vaterherz drängt danach, Verantwortung zu übernehmen. Die berufsbedingt stark ausgeprägten Beschützerinstinkte werden von Tochter und Mutter genervt zur Kenntnis genommen, aber als Kim (Maggie Grace) gemeinsam mit einer Freundin in den Ferien nach Paris reist, kann der Vater seine Retterfähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis stellen. Die Koffer sind noch nicht ausgepackt, da stürmt schon eine Horde Albaner die Gastwohnung und entführt die beiden jungen Frauen, um sie als Zwangsprostituierte meistbietend an messerschwingende Araber zu verkaufen. Vati hat die ganze Sache am Telefon mitgehört und den Entführer persönlich vorgewarnt: "Ich werde dich suchen. Ich werde dich finden. Ich werde dich töten." An diesem Programm hält der wütende Erziehungsberechtigte eisern fest und beschreibt damit auch gleichzeitig das überschaubare dramaturgische Konzept des Films. Bryan macht keine Gefangenen, genauso wenig wie Regisseur Pierre Morel, der immer schön draufhält, wenn es darum geht behaarte Bösewichte zu foltern und mit Schusswaffen, Messern oder mit den blanken Händen ein mortales Ende zu bereiten. Daddy sieht rot und da ist niemand, der seinen CIA-Tricks und seiner Kampfkraft ernsthaft etwas entgegensetzen könnte. Am Schluss sind alle Bösen tot und der Vater darf die Tochter wieder nach Hause in die sichere Heimat bringen. Morel und sein Drehbuchautor und Produzent Besson bedienen alle europhoben Klischees, um sich beim US-amerikanischen Zielpublikum einzuschmeicheln. Dabei wirkt der Film jetzt schon wie ein Relikt aus der Bush-Ära, in deren Weltbild das Feindesgebiet gleich hinter der Landesgrenze beginnt und nur die Profis von der CIA für Recht und Ordnung sorgen. Dass allerdings ein verdienter Mann wie Liam Neeson einem solch reaktionären B-Movie seine schauspielerische Integrität zur Verfügung stellt, befremdet doch sehr. Mit seiner Präsenz hält er allein den Film zusammen, der mehr als einmal in bierernster Lächerlichkeit zu versinken droht. Martin Schwickert Taken USA/F 2008 R: Pierre Morel B: Luc Besson, Robert Mark Kamen K: Michel Abramowicz D: Liam Neeson, Maggie Grace, Leland Orser
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