(500) DAYS OF SUMMER

Große Liebe, kleine Liebe

Romantik gegen Neugier: Ein Kerl leidet sich durch

Der Vorspann des Filmes stellt klar: mit dieser Geschichte wollte jemand Rache üben an einer, die ihn auf unsanfte Weise verließ. Man liest nach dem obligatorischen "Nein, eine Übereinstimmung mit realen Personen ist Zufall"-Disclaimer den Namen Jenny Beckman und dessen Definition: Bitch.

Tom (Joseph Gordon-Levitt) verliebt sich in eine Frau, glaubt, sie sei die Eine, die Richtige. Die Frau (Zooey Deschanel) denkt leider nicht so, will keine Beziehung, verführt ihn trotzdem, um ihn dann auf übelste Weise zu entsorgen. Bitch. Damit ginge der Film im Einheitsbrei der romantischen Tragikomödien unter, wenn, ja wenn die filmische Inszenierung nicht so kongenial daherkommen würde.

Dies beginnt damit, dass man Tom in einer nicht-linearen Erzählweise durch jene 500 Tage begleitet, die seine Beziehung zu dieser Frau andauert. Ihr Name ist Summer und sie glaubt, im Gegensatz zu Tom, nicht an die große Liebe. Der Gedanke an Harry und Sally keimt auf, in einer Schlüsselszene zitiert Summer jedoch lieber Sid Vicious und Nancy Spungen. Man ahnt, das kann kein gutes Ende nehmen.

Vorher jedoch ist Tom nach einer Liebesnacht mit Summer so euphorisiert, dass er zusammen mit ein paar Fußgängern einen Tanz à la Gene Kelley hinlegt, und schließlich landet ein fröhlicher Zeichentrick-Vogel auf seiner Hand. In einer weiteren Szene verlaufen Toms gedankliche Erwartung an ein Treffen mit Summer und der reale Hergang parallel zueinander, wodurch man Tom nachher noch mehr knuddeln möchte und Summer noch weniger mag.

Dabei bekommt man irgendwann ein schlechtes Gewissen, denn so einfach sind die Rollen nicht verteilt und die 95 Minuten eben keine Abrechnung mit den bösen, bösen Frauen. Stattdessen versucht der Film die verschiedenen Stufen einer Liebesbeziehung auszuloten, vom berauschenden Anfang über das Erkalten der Gefühle und das letzte Aufbegehren bis hin zur ohnmächtigen Anerkennung des unumstößlichen Abschiedes. Summer findet nachher doch den Mann fürs Leben und den Glauben an die große Liebe wieder. Toms Leben ändert sich grundsätzlich.

Die Einzige, die den Durchblick über Toms Misere hat, ist seine rotzfreche Schwester Rachel, wunderbar altklug gespielt von Chloë Moretz. Toms Freunde (Matthew Gray Gubler / Geoffrey Arend) haben ebenso wenig einen Plan, wie sie Tom helfen können, wie er selbst. Dies führt zu allerhand skurriler Szenen, etwa wenn sie Rachel zu Hilfe holen müssen und diese dann Tom als Trostmedizin Wodka einflößt.

Joseph Gordon-Levitt spielt wieder wie damals in 10 Dinge, die ich an dir hasse mit Bravour den Blind-Verliebten, der seltsame Dinge anstellt, um von seiner Angebeteten beachtet zu werden. Zooey Deschanels Darstellung erinnert zwar eher an einen Valium-Konsumenten, aber der Rest der Darsteller reißt das problemlos wieder raus.

Anfangs klärt die väterliche Off-Stimme zwar auf, dass dies kein Film über eine Liebesgeschichte ist, sondern ein Film über die Liebe selbst. Man folgt Toms emotionaler Achterbahnfahrt und Summers folgenschwerer Unentschlossenheit und erkennt sich darin wieder. Die ewigen Fragen danach, ob es die große Liebe gibt, ob alles Zufall ist oder wir vielleicht doch vom Schicksal gelenkt werden, kann und will der Film aber nicht beantworten. Stattdessen gibt es mal wieder ein offenes, aber durchaus durchdachtes Ende.

Silvia Eckert

USA 2009 R: Marc Webb B: Scott Neustadter, Michael H. Weber K: Eric Steelberg D: Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel, Chloë Moretz, Matthew Gray Gubler, Geoffrey Arend, Clark Gregg, Minka Kelly