20.000 Days on Earth Die Ikone Ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm über den Rocksänger Nick Cave Nick Cave ist ein herausragender Musiker, Songwriter, vielseitig begabter Künstler und Frontmann seiner 1983 gegründeten Band Nick Cave and the Bad Seeds. Er ist charismatisch, und ihn umgibt allein schon optisch eine gewisse dunkle Aura, die er als Künstler natürlich pflegt. Denn, so Cave, einen Rockstar müsse man aus der Ferne erkennen können. Kein Wunder, dass Cave zu einer Alternative-Ikone aufstieg. Als Cave 2013 mit seiner Band an dem Album "Push the Sky Away" arbeitete, sollte das mit ihm befreundete Künstlerehepaar Ian Forsyth und Jane Pollard dies filmisch dokumentieren. Bald entwickelte sich daraus aber sehr viel mehr und am Ende stand ein unkonventioneller und, für einen Film zum Thema Rockmusik, untypisch unaufgeregter Dokumentarfilm. 20.000 Days on Earth handelt von dem 20.000. Tag im Leben von Nick Cave, wobei sich Realität mit Fiktion mischt. Der Tag besteht aus einigen Erledigungen des gebürtigen Australiers in seiner Wahlheimat, dem englischen Seebad Brighton. Man begleitet Cave durch den Tag, geht mit ihm zum Psychologen, besucht Bandmitglied Warren Ellis, geht zu Proben, schaut im (fiktiven) Nick Cave-Archiv vorbei und beendet den Tag mit einem Spaziergang am Strand. Das ist nicht wirklich aufregend. Doch man ist gerne dabei, erhält man doch tiefe und uneitle Einblicke in Caves Biographie, Gedanken und Schaffen. So erzählt Cave in dem Gespräch mit dem Psychologen offen von seiner glücklichen Kindheit (was Klischeeliebhaber enttäuschen dürfte), von seinem Vater und dessen Tod. Das, was er am meisten fürchte, sei der Verlust seines Gedächtnisses. Beim Songschreiben lässt er gern sehr Unterschiedliches aufeinandertreffen und wartet ab, wohin das führt. Etwa so, sagt er, als ob man ein kleines Kind mit einem mongolischen Psychopathen in einen Raum stecke und dann noch eine Clown reinschickt. Zwischendurch fährt Cave in seinem Jaguar durch Brighton. Dabei sitzen wie von Geisterhand verschiedene Weggefährten neben ihm. Mit dem Schauspieler Ray Winstone spricht er über Auftritte und Selbstvertrauen. Mit seinem langjährigen Bandkollegen Blixa Bargeld diskutiert er über die richtige Länge von Songs und den Grund für Bargelds Ausstieg aus den Band. Zuletzt sitzt Popstar Kylie Minogue im Fond des Wagens. Obwohl musikalisch aus ganz anderen Welten, verdanken sie und Cave einander viel. Ihr Duett "Where the Wild Roses Grow" bescherte Nick Cave and the Bad Seeds den größten kommerziellen Erfolg, für Minogue bedeutete die Zusammenarbeit den Durchbruch. Wir entdeckten auch die humorvolle Seite von Nick Cave. Als Warren Ellis bei einer Probe meint, gerade etwas herausgehört zu haben, das ihn an Lionel Richie erinnere, beginnt Cave eine Kaffeebestellung für die Pause im Stile von Lionel Richie zu singen. Olaf Kieser GB 2014 R: Ian Forsyth, Jane Pollard B: Ian Forsyth, Jane Pollard, Nick Cave K: Erik Wilson D: Nick Cave, Susie Brick, Warren Ellis, Ray Winstone, Kylie Minogue 97 Min.
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