Starship Troopers 2
Gewurschtel im Keller der Kunst
Hier lernt man eine Menge übers Filmemachen
Was immer man von diesem in 26 Tagen nur für den DVD-Markt gedrehten C-Film erwartet: es kommt schlimmer. Alien meets Species zum Teetrinken bei Zombies, wo grad die Bodysnatcher mit den Resten von Them! Szenen von John Ford nachstellen - und das alles in den Dekors von Verhoevens SF-Satire Starship Troopers: eine Handvoll Marines verschanzt sich im Feindesland der "Bugs" in einem Befestigungsturm und wartet auf Ablösung. Und wie das so ist: der Feind kommt eher von innen als von außen.
Die Schauspieler in Starship Troopers 2 sind mäßig, die Dialoge unsäglich dumm, das Ende ist vorhersagbar. Aber, selten genug, zu diesem Billig-Ding gibt's einen sehr launigen Audiokommentar, gesprochen vom Produzenten (der, logisch, früher für den König aller Billigfilmer, Roger Corman, arbeitete), dem Drehbuchautor und dem Regisseur, die gerade mal vor 4 Stunden den Film fertiggestellt haben und jetzt bei mehreren Flaschen Wein spontan loslegen. Was die Herren da plaudern, macht den Film nicht besser, aber man lernt eine Menge darüber, warum und wie solche Filme entstehen. Der Regisseur Phil Tipplett ist eigentlich ein FX-Mann (er hat die "Bugs" im 1. Teil entworfen) und will endlich Regie führen. Man findet (ungenannte) Geldgeber, die einem zwei Darsteller aufdrücken und 10 Seiten aus dem abgenommenen Drehbuch rausschmeißen. Das Set für das komplizierte finale Shootout steht genau 1 Tag lang, man muß ca. 5 Filmminuten in einer Nacht drehen, dann stehen schon die Abrissarbeiter vor der Tür. Weil das Hoftor klemmt - ein dramaturgisch wichtiges Dekorationsstück - kommt ungenannt ein eigentlich für Steven Spielberg arbeitender Spezialist vorbei, den der Regisseur früher mal kennengelernt hat bei den Dreharbeiten zu Paul Bartels Schocker Piranha und ihm half, den Kampf gegen einen nicht funktionierenden Gummidrachen zu gewinnen. So geht das die ganze Zeit: es wird improvisiert, geschummelt, gebettelt, der Produzent steht persönlich am Set und bedient die Windmaschine ... am Ende ist Starship Troopers 2 immer noch ein lausiger Film. Aber man begreift, warum solche Filme gemacht werden müssen. Warum die Beteiligten sich keine Illusionen darüber machen, was sie da hergestellt haben. Und dass einige aus diesem kleinen Team ihre Erfahrungen einmal in ganz anderen Produktionen einbringen werden, ob als Techniker, Schauspieler, Regisseur. Und dass dieses fröhliche und knochenharte Gewurschtel im Keller der Kunst genau die Film-Schule ist, die in Deutschland fehlt. "Wir hatten für den Film ein Budget von 1 Dollar 75, und davon hab ich noch 25 Cent in der U-Bahn verloren", erzählt der Produzent. Das ist ungefähr das Gegenteil von Filmförderung. Und irgendwie kommen auf Dauer auch ganz andere Filme dabei heraus.
Thomas Friedrich
USA 2003. R: Phil Tipplet. B: Ed Neumeier, Phil Tipplett. Produzent: Jon Davison. K: Christian Sebaldt. D: Richard Burgi, Lawrence Monoson, Colleen Porch. als DVD bei Columbia Tristar Home Entertainement
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