MUXMÄUSCHENSTILL
Dunkle Romantik
Wenn das der Führer wüsste: eine Komödie über den Nazi in uns
Es gibt Kritiker, die diesen Film deshalb für raffiniert hielten, weil man sich partiell mit der Hauptfigur identifizieren könne; diese Kritiker (auch bei uns stand das so) sollten mal kurz in sich gehen. Denn was Jan Henrik Stahlberg (Buch, Hauptrolle) und Marcus Mittermeier mit Muxmäuschenstill hingelegt haben, ist eine ziemlich offenkundige Paraphrase auf den frühen Hitler: Wie Jung-Adolf schwimmt Mux auf dem Zeitgeist (wir haben alle keine Werte mehr), piesakt Autoraser, Exhibitionisten, Sprayer und Kaufhausdiebe, will die "öffentliche Ordnung" wiederherstellen, hat selbst keinen Schimmer, was das sein könnte, scheitert letztlich an den Frauen - und kompensiert dieses Scheitern locker.
Mittermeier und Stahlberg haben betont, dass für sie "Mux" kein Nazi sei, keiner aus der brauen Ecke, sondern ein idealistischer Romantiker. Das ist insofern klug, als ja auch Hitler erstmal "nur" ein schwärmerischer Kleinbürger war, ein Verfechter "deutscher Tugenden", die sich auch aus der unseligen deutschen Romantik herleiten. So ist auch Mux im wesentlichen ein aufgeklärter Neurotiker, ein Psychopath, ein gebildeter Kretin; die auf der DVD enthaltenen "entfernten Szenen" (das Ding war mal drei Stunden lang!) machen das noch viel deutlicher.
Der Film, ohne Förderung billigst gedreht, hat hinten und vorne und manchmal noch von der Seite Fehler. Seine Erzählhaltung ist falsch, das Drehbuch löchrig, manche Anschlüsse sind hanebüchen falsch - trotzdem ist Muxmäuschenstill ein Lichtblick im deutschen Komödienallerlei. Nämlich ein Film mit Haltung. Mittermeier und Stahlberg sagen, Zynismus sei Ironie ohne Haltung und ihr Film sei deshalb nicht zynisch. Da haben die beiden klugen jungen Männer ausnahmsweise doppelt Unrecht.
Thomas Friedrich
Extras: Entfallene Szenen, ein ziemlich wahnsinniger Audiokommetar der beiden Film-Macher, Trailer, Teaser, Biografien.
|