DER ZEMENTGARTEN

Das Paradies in grau

Neuausgabe eines Skandals

Ian McEwan schrieb 1978 seinen Roman "Der Zementgarten". 1992 brachte Andrew Birkin eine Verfilmung zustande, die auf der Berlinale einen Silbernen Regie-Bären erhielt, den Preis der Filmkritik und eine Auszeichnung der Kinderjury. Aber schon damals wirkte die stilisierte Studie über Jugendliche in einer grauen Welt seltsam antiquiert. Jetzt erscheint die digital remasterte Version, ohne ausführliche Extras, die etwa erklären würden, warum ein 90er-Film wie ein 70er-Film aussieht, der in den 60ern spielt.
Ein strenger Vorort-Vater zementiert seinen Garten zu, weil er Abweichungen hasst. Sein Sohn masturbiert vor dem Spiegel, gerade als der Vater an einem Herzanfall beim Zementieren stirbt. Später stirbt auch die Mutter. Die vier Kinder zementieren sie im Keller ein und spielen weiter heile Welt. Die Kinder basteln sich eine paradisische Gesellschaft in der allgemeinen Erstarrung zusammen, probieren "erwachsene" Posen und diskutieren Rollenklischees, die schon zur Romanzeit obsolet waren. Schließlich bricht sich eine inzestuöse Spannung zwischen den ältesten Geschwistern Bahn und der Film ist plötzlich aus.

-w-

F/I/GB 1992. R + B: Andrew Birkin, nach dem Roman von Ian McEwan. K: Stephen Blackman D: Charlotte Gainsbourg, Andrew Robertson, Hanns Zischler, Sinead Cusack. Extras: Darstellerinfos