REALITY XL

Wo bin ich?

Extrem sparsames Kino für den Kopf

Regisseur Tom Bohn war früher mal ein Arschloch, wie er im Audiokommentar freizügig einräumt. Später wurde er Tatort -Handwerker, und noch später kriegte er den Rappel, ein Original-Genie werden zu wollen. Ohne Filmförderung. Er kündigte seine Lebensversicherungen und brachte Heiner Lauterbach dazu, gegen Honorar-Rückstellung einen Kernphysiker zu spielen. Dem gehen vor dem Film 23 Kollegen bei einem Experiment im Large Hadron Collider verloren, der CERN-Maschine, der Weltuntergangsmysteriker alles zutrauen.
Der Physiker im Rollstuhl wird zu einer Vernehmung in die Erdfunkstelle Raisting geladen, wo sich budgetsparend ein Endzeitdrama irgendwo zwischen Sartre und Beckett entwickeln soll. Hat der Prof. seine Kollegen verschwinden lassen? Warum? Sind seine Interviewer echt oder doch eher Engel? Ist die Welt nur ein Traum? Aber wenn ja, wessen?
Tom Bohns Konzept geht durchaus auf, wenn man den Film bis zum Ende durchhält. Als Fernsehspiel wäre das allemal förderungswürdig gewesen. Aber als Film tritt Reality XL nicht nur wegen des blöden Titels (es geht eher um "Reality on demand") chancenlos gegen Matrix , Inception oder sogar Cube an.

-w-

BRD 2012. R&B: Tom Bohn K: Martin Schlecht D: Heiner Lauterbach, Annika Blendl, Max Tidof, Godehard Giese. Extras: Making Of, Audiokommentar, "Sprung ins Wasser".