Wir sind was wir sind
Hunger!
Kannibalen als die besseren Menschen - ein düsterer Horrorfilm aus Mexiko
In den späten 70er und frühen 80er Jahren waren Kannibalen-Filme recht populär. Darin geriet die angeblich zivilisierte westliche Kultur z.B. in Form von Forschern in Konflikt mit oft urzeitlichen, wilden Stämmen. Neben Horror, Gewalt und Sex besassen diese Filme oft auch sozialkritische Aspekte. Wir sind was wir sind variiert dieses Thema und verlegt die Handlung aus der Wildnis in einen mexikanischen Großstadtdschungel. Nur sind die Protagonisten dieses Mal die Mitglieder einer Kannibalenfamilie.
Die gerät in akute Gefahr, als der Vater und Nahrungsbeschaffer stirbt. Der älteste Sohn soll nun in seine Fußstapfen treten. Erfolg hat er aber kaum, dafür wird aber die Polizei auf die Familie aufmerksam. Die Kannibalen stehen einer verkommenen, gewalttätigen, korrupten und konsumgeilen Gesellschaft gegenüber, die keine Rücksicht auf Andersartige nimmt.
Regisseur und Drehbuchschreiber Grau ist ein handwerklich einwandfreier Film gelungen. Auf allzu viele bluttriefende Szenen verzichtet er. Dafür zeichnet Grau aber ein recht negatives Portrait der modernen mexikanischen Gesellschaft, was den Film mehr zum Familiendrama als zum Horrorfilm macht.
Die Darsteller überzeugen, allen voran Francisco Barreiro als unfreiwilliges Familienoberhaupt und Paulina Gaitan ( Sin nombre, Trade ) als dessen tatkräftige Schwester.
Dennoch: Man hat seine Probleme, die Kannibalen als bemitleidenswerte Außenseiter zu akzeptieren. Die Extras sind erfreulich umfangreich und unterhaltsam. Besonders das Making of zeigt, mit welcher Hingabe aber auch überraschend viel Spaß man bei der Sache war.
-ok-
MEX 2011 R & B: Jorge Michel Grau K: Santiago Sanchez D: Francisco Barreiro, Alan Chavez, Paulina Gaitan, Carmen Beato E: Making of, Behind the Scenes,Kurzfilm "Mi Hermano", Trailer
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