U.F.O.
Style in Space (online-update)
Rettende Raucher
Endlich: Gary Anderson ist komplett. Der englische Produzent, der mit Frau Sylvia Mitte der 60er die irre Marionetten-SF Thunderbirds bastelte (auf DVD bei Epix) und Anfang der 70er mit Mondbasis Alpha eine dröge Art englischer Enterprise ins All schoss (auf DVD bei EMS), hatte dazwischen das Style-Ding der Epoche erfunden: U.F.O. - zum ersten Mal mit richtigen Schauspielern und putzigen Modellbau-Effekten zugleich. Epix bringt nun alle Episoden der zwei Staffeln auf DVD heraus, incl. bei der Deutschland-Ausstrahlung gekürzter oder ganz gestrichener Folgen.
Im Swinging London der nahen Zukunf 1980 tarnt sich eine geheime Ausserirdischen-Abwehr-Armee unter einem Filmstudio. Die Leute tragen ultra-hippe Klamotten: auf dem Mond etwa lila Perücken und Alufolien-Miniröcke, im U-Boot Netzhemden und im Büro sexy Einteiler. Die Männer rauchen zu Lounge-Beats Kette und saufen aus Automaten-Shakern, die Frauen haben nicht nur Kreisch-Jobs, die Flugzeuge nehmen die Knicknase der Concorde vorweg, die Autos haben Flügeltüren und Telefon, aber das Handy fiel den Andersons nicht ein.
Die Aliens (damals, kurz nach der Mondlandung, gab es eine europaweite UFO-Sichtungs-Hysterie) sehen alle grün aus und klauen Engländer als Organspender. Und gleich in der ersten Folge gibt es eine Alien-Autopsie, die 30 Jahre später den Rosswell-Fake inspirierte. Aber schon in der dritten, in Deutschland vom ZDF unterschlagenen, Episode warnt der Chef-Assi davor, im "Krieg" vorschnell die Menschlichkeit aufzugeben. Trekkies halten U.F.O. trotzdem für Fascho-Trash, Raumpatrouille Orion-Anhänger kritisieren eher den Nikotin-Konsum.
Dabei ist U.F.O. genau besehen gar keine SF-Serie, sondern fällt eher ins Horror-Spionage-Fach. Und behandelt, in den zensierten Folgen am deutlichsten, Fragen der Bewusstseins-Manipulation. Ständig wird hypnotisiert, oft sind Identitäten unsicher, zuweilen kommt LSD überdeutlich ins pschedelisch verfremdete Bild. Es geht gar nicht um die immer unklarer werdenen Pläne der Aliens, es geht um die Zerrüttung der Gesellschaft.
Wo Capt. Kirk jeden angespielten freiheitlichen Ansatz ins tradierte Heldenpathos zurückformatierte, da fördern die UFO-Apparatschiks gerade den Ausbruch, die Revolution, weil sie nie endgültig gewinnen. Die Ausserirdischen sind nur Kasperlfiguren der neuzeitlichen Unsicherheit. Der Feind kommt nur scheinbar von aussen, der Gegener ist nicht die Menschheit, sondern deren durchgestylte Katalog-Version. Und Ed Straker ist, anders als Kirk, ein tragischer Held, der mit jedem Episoden-Sieg mehr verliert.
Die Extras sind Zuckerl für Fans, eine ernsthafte Analyse einzelner Folgen und die Einordung des Anderson-Touchs fehlt leider.
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