THE TRACEY FRAGMENTS
Verwirrende Ausschnitte
Die Welt einer 15jährigen zerbricht
Ein Jahr vor ihrem furiosen Auftritt in Juno hatte Ellen Page bereits ein erstes Kunst-Stück mit diesem kanadischen Film vorgelegt. Damals 20jährig, spielt sie Ellen Berkowitz, die sich mit den Worten vorstellt "Ich bin ein ganz normales 15jähriges Mädchen, das sich selbst hasst". Tracey hat ihren kleinen Bruder verloren (wortwörtlich, sie sollte auf ihn aufpassen) und irrt seitdem durch die Stadt auf der Suche nach Sonny und irgendwie nach Erlösung.
Der Film von Bruce McDonald, gedreht nach einem Roman von Maureen Medved (die auch das Drehbuch schrieb) erzählt die Geschichte der zerbrechenden Welt in Rückblenden - und in Fragmenten. Das Bild teilt sich ohne Unterbrechung in mehrere Ausschnitte einer Szene, zeitlich versetzte Szeneabläufen, Parallell-Montagen. Es wirkt geradezu beunruhigend, wenn für wenige Sekunden nur ein Bild dominiert, etwa wenn Tracey ihrem offensichtlich bekloppten Psychiater gegenübersitzt.
Anders als in anderen Versuchen, in denen der Split-Screen vor allem nervtötend wirkte, ergänzt hier die Methode den Inhalt. Die verdrehte Erzählweise, die sich auflösenden Bilder führen zielgerichtet zur Auflösung der Geschichte.
Ohne Ellen Page allerdings hätte McDonald sein Format nicht gewinnbringend einsetzen können. Deren Dauerpräsenz, deren unbedingter Wille, die nervtötenden Nöte einer Pubertierenden zu präsentieren, machen die Tracey Fragments zu einem Erlebnis.
Es wird Zeit, in den DVD-Schränken eine eigene Ecke für Ellen Page-Filme einzurichten.
Victor Lachner
CAN 2007 R: Bruce McDonald. B: Maureen Medved. K: Steve Cosens. D: Ellen Page, Maxwell McCabe-Lokos, Ari Cohen, Erin McMurtry. Extras: Behind the Scenes, Trailer
|