SMART PEOPLE

Einfach Leben

Diese melancholische Familienkomödie kam nie in deutsche Kinos

Auf dem Sundance Festival 2008 kam der Debut-Film von Noam Murro ausgesprochen gut an. Tatsächlich ist Smart People einerseits ein Film, den man schon tausend Mal gesehen zu haben glaubt. Andererseits hat er eine Besetzung (Dennis Quaid, Ellen Page, Sarah Jessica Parker), die man nicht so einfach zusammenbekommt. Und der Drehbuchautor - ebenfalls ein Debutant - bekennt in den "Extras", dass er schon seit Jahren mit dieser Geschichte im Kopf herumläuft und daher mit all seinen Figuren sehr vertraut sei.
Diese Souveränität im Umgang mit den Figuren tut dem Film gut. Denn er mutet seinen Helden einiges zu.
Der Vater, Collegelehrer und Witwer, trauert seiner vor Jahren verstorbenen Frau nach, aber wir wissen nicht, woran und wie sie eigentlich starb. Sein Bruder ist eigentlich "nur" ein Adoptivbruder - wir erfahren nie, warum. Und dass die ehemalige Literaturstudentin und Assistenzärztin sich in einen völlig weltabgewandten, misanthropischen Collegelehrer verliebt, verstehen wir eigentlich auch nicht. Dazwischen wuselt Ellen Page als republikanisch-humorlose Tochter des Hauses durch die Geschichte und gibt eine Kostprobe davon, wie gut sie in ihrem nächsten Film Juno werden würde). Die Filmmusik ist dabei so dezent wie der Humor, denn eigentlich ist die Geschichte einer netten Familie, die zu zerbrechen droht, durchgehend tottraurig. Vom ersten Moment an spielt Dennis Quaid den Lehrer mit einer somnambulen Aggressivität, die eigentlich gar nicht funktionieren kann. Aber wie der Rest des Films funktioniert es großartig, es hat nur noch niemand auf diese Art und Weise funktioniert. Und dass Sarah Jessica Parker, die große Zicke der 90er, mal als verletzlich, sensibel und sympathisch auftreten würde, ungeschminkt und offensichtlich stark gealtert - das war auch nicht zu erwarten.
Am Schluß sitzen Dennis Quaid und Sarah Jessica Parker in einem Restaurant und reden über ihre Beziehung. "Wir kriegen das schon hin", sagt sie, "schließlich sind wir kluge Leute." Das ist der Tonfall. Wer das nicht mag, ist auch aus Woody Allen-Filmen früher rausgegangen.

Victor Lachner

USA 2008. R: Noam Murro B: Mark Poirer K: Toby Irwin D: Dennis Quaid, Ellen Page, Sarah Jessica Parker, Thomas Haden Church, Ashton Holmes, Christine Lahti. Extra: Making of, Deleted Scenes