SHAKA ZULU
Böser Neger
Eine kuriose TV-Miniserie aus den 80er Jahren
In der Geschichtsschreibung der Zulu steht ihr König Shaka auf einem Heldenpodest. Er vereinte verschiedene Stämme und führte Anfang des 19. Jahrhunderts sein Volk so erfolgreich gegen die weißen Eindringlinge, dass die in Panik gerieten, als Shakas Militäroperationen sich der Grenze des Burenstaates näherten. Für die weißen Herren war der Mann nichts weiter als ein wahnsinniger, böser Neger, der plündernd und vergewaltigend durchs Land zog und vor dem man sogar seine schwarzen Brüder beschützen musste.
Die ambivalente Sichtweise der Reizfigur schlug sich auch in der Produktion der 10teiligen TV-Serie Shaka Zulu nieder. Regisseur William Faure, ein weisser Südafrikaner, wollte die Zulu-Sichtweise zum Gegenstand seiner Filmerzählung machen, wofür es im Apartheids-Staat Südafrika natürlich kein Geld gab. Erst der Amerikaner Joshua Sinclair (der das Drehbuch schrieb) trieb Geld auf (aus Kanada, Deutschland, England). Und als es so weit war, stieg dann auch das südafrikanische Fernsehen in das Projekt ein. So erzählt es jedenfalls Regisseur Faure in den Extras.
Dass der Film dann auch in Südafrika gedreht wurde, brachte den Beteiligten Ärger ein. Südafrika unterlag damals einem weltweiten Boykott, und Techniker wie Schauspieler mussten mit Folgen für die Karriere rechnen. Der Serie selbst ist die taktische Verzagtheit und Zerrissenheit anzumerken: Einerseits erzählt man die Geschichte eines heroischen Anti-Kolonialisiserungskampfes gegen ziemlich blöde Weiße. Keine Sekunde läßt die Serie Zweifel daran aufkommen, wessen Angelegenheit hier verhandelt wird und auf welcher Seite man steht. Andererseits läßt man optisch kein Afrika-Klischee aus. Da hüpfen Eingeborenen-Damen mit nackten wippenden Brüsten ums Feuer herum, der König (gespielt von einem Ex-Fußballer) muss mit den Augen rollen, und dazu rückt sich die Kamera meistens malerisch ins Gegenlicht, um im Wesentlichen den Eindruck zu erwecken: Ach ja, Afrika, geile Gegend.
Dass der Film inhaltlich mehr will - um das zu erkennen, sollte man diese recht öden zehn Teile durchstehen, die auf dem Höhepunkt der Macht Shakas beginnen und inhaltlich jede Dämonisierung ihres Helden vermeiden wollen. Weil der O-Ton fehlt und man die erschröckliche Synchronisation ertragen muss, die seinerzeit vom ZDF angefertigt wurde, vervielfältigt sich das Leiden beim Betrachten. Als TV-Historie ist Shaka Zulu ein interessantes Kuriosum. Mehr aber auch nicht.
Alex Coutts
USA/It./AUS/BRD 1985-86. R: William Faure. B: Joshua Sinclair. K: Alex Mills. D: Robert Powell, Edward Fox, Trevor Howard, Fiona Fullerton, Henry Cele, Dudu Mkhize. 3 DVD. Extras: Interview mit William Faure und Dudu Mkhize
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