SHADOW DANCER
Irland von innen
Als Doppelagentin in der IRA
So sieht das aus, wenn ein Romanautor ein Drehbuch schreibt. In den ersten Minuten fällt kaum ein Wort und flugs haben wir den Nordirlandkonflikt in den Knochen. Der Bruder der Hauptfigur wird noch auf Kindesbeinen von den Briten erschossen, seine Schwester gibt sich die Schuld. 20 Jahre später vermasselt sie einen U-Bahn-Anschlag und wird von der englischen Polizei zu Spitzeldiensten gedrängt. Wieder zuhaus misstraut ihr die IRA, zumal ein weiterer Anschlag scheitert. Zugleich hintergeht die Polizei ihren Spitzelführer und alles kommt ins Rutschen. Regisseur James March setzt uns mit der ganzen Familie auf die irischen Plüschsofas, wo die IRA-Soldaten vor dem Einsatz noch Kaffee bei Muttern trinken. Das komplizierte Gefüge aus gemütlicher Tradition und brutaler Gewalt, auch gegen die eigenen Leute, kommt nur in kleinen Gesten und Blicken zum Vorschein. Im Fernsehen reden alle vom Friedensprozess, ein echter Ire aber gibt keine Widerworte, schaltet nur die Glotze aus und holt seine Pistole. Oder ein Verhörspezialist breitet vor der Befragung mal eben Abdeckfolie auf dem Boden aus. Da muss er noch nicht mal die Werkzeuge zeigen, um unserer Hauptfigur Angst zu machen. Die will frei bleiben, um bei ihrem kleinen Sohn zu sein, aber sie will zugleich nicht ihre kämpfenden Familienangehörigen verraten. Ein Drahtseilakt, der in meist sehr stillen Bildern an den Nerven zerrt.
-w-
GB/I 2012. R: James March B: Tom Bradby K: Ron Hardy D: Andrea Riseborough, Clive Owen, Gillian Anderson.
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