REDACTED

Kleiner Krieg

Der Irak-Krieg als HD-TV sieht irgendwie mickrig aus

Oder liegt es an Brian de Palma? Der wollte offensichtlich Die Verdammten des Krieges noch einmal drehen, nur diesmal im Irak. Dort langweilt sich ein Platoon zu Tode und beschließt im Suff, ein junges Mädchen zu vergewaltigen.
Die Geschichte hinter der Geschichte war spannender. Denn während in Wahrheit eine ganze Einheit an einem Mord beteiligt war, lässt de Palma gerade mal zwei Soldaten ausflippen, während die anderen schwere ethische Bedenken haben.
Die muss man allerdings gegen den ganzen Film vorbringen. Die Figuren sind flach gezeichnet (und von schlechten Schauspielern verkörpert), die ewig wacklige Kamera soll suggerieren, dass wir ganz dicht dran sind, dabei wackeln heute Nachrichten-Kameras viel weniger, und die Bilder, die sie senden und die de Palma nicht müde wird, nachzustellen, waren in Wahrheit viel grausamer. Auch spart die Wirklichkeit in der Regel schmalzige Geigenmusik aus, auf die aber de Palma nicht verzichten will, weshalb ein Teil des Films ein fiktiver französischer Newsreport sein soll, bei dem's dann kräftig im Hintergrund orchestral geigt.
Redacted ist vorwiegend peinlich, flach ausgedacht und letztlich ein feiger Film, weil er eigentlich nichts zeigt: Nicht die langsame Hirnerweichung, der alle Soldaten im Einsatz unterliegen, nicht die intellektuelle Grundausstattung des gemeinen Soldaten (hier können alle hochgestochene Debatten führen), nicht die Feigheit der Presse, die zu all dem die Klappe hielt, solange es nach Erfolg aussah.
Redacted entstand 2007 und kommt jetzt auf DVD und Blu-ray heraus. Ein Interview mit dem Regisseur und ein eher eitles "Hinter den Kulissen" bilden, neben amateurhaft geführten "Interviews mit Flüchtlingen" die Extras.

Thomas Friedrich

USA 2007. R & B: Brain de Palma. K: Jonathon Cliff. D: Izzi Diaz, Patrick Carroll, Ty Jones.