POPETOWN
Papst zum Pupsen
MTVs Vatikan-Veralberung erregt nur wenige Gemüter
Muslime, ihr habt es besser! Das dachten wohl einige katholische Würdenträger anlässlich des Aufruhrs, den die Mohammed-Karikaturen bei der Konkurrenz verursachten. Dagegen gerieten wegen der Papst-Persiflage Popetown kaum mehr als die üblichen Biedermänner von der CSU bis hin zum Erzbistum München in Wallung. MTV hat die Cartoon-Serie natürlich trotzdem ausgestrahlt. Politisch betrachtet die richtige Entscheidung. Das Recht, die religiösen Gefühle anderer zu verletzen ist schließlich nicht die Schattenseite, sondern der Beginn jeglicher Aufklärung.
Die britische Serie um einen kindischen Papst und seine korrupten Kardinäle beweist leider, dass Provokation alleine noch keine Kunst ist. Jedenfalls keine, die eine zehnteilige Serie trägt. Ein pupsender Pontifex, der auf seinem Hüpfstock durch den Vatikan eiert und sich nicht wäscht - in der ersten Folge ist das noch lustig, danach einfach nur albern. Und wenn die Obernonne sich entschuldigt, sie müsse jetzt zum Sexualtrieb-Unterdrückungs-Unterricht, ist das nicht nur holperig synchronisiert. Nein, genau so platt wird hier Kirchenkritik durch die Handlung gewalzt. Folgerichtig sind die Sponsoren des Vatikans entweder Rüstungsvertreter oder finstere Diktatoren. Auch die altmodische Kinderserien-Optik von Popetown macht nicht viel her und ähnelt den Wickie-Cartoons aus den 70ern. Keine gute Serie - aber beruhigend, dass soviel Blasphemie im Mainstream noch möglich ist.
Frank Krings
Popetown: Die komplette Serie auf zwei DVDs, div. Extras
|