Michel Petrucciani - Leben gegen die Zeit

Frühvollendet

Das schnelle Leben des französischen Jazzpianisten Petrucciani

Als er auf die Welt kam, hatte er nicht einen heilen Knochen im Leib: Die Glasknochenkrankheit, mit der Michel Petrucciani geboren wurde, ließ ihn kleinwüchsig und deformiert bleiben. Dennoch entwickelte er einen eisernen Willen, mit dem er seiner Familie klarmachte, dass er Pianist werden wollte. Er war als Pianist technisch bald perfekt, spielte mit allen Jazz-Größen seiner Zeit, war ein Frauenheld und Macho, ein einfühlsamer Liebhaber und herzloser Bastard. Er zog in die USA und überredete Charles Lloyd, das Saxophon wieder in die Hand zu nehmen, er kam nach Europa als Weltstar zurück, spielte vor dem Papst und amüsierte sich später, wie seine Musik die Soutanen zum Swingen gebracht hätte. Und er starb mit 36 Jahren an Herzversagen.
Er habe von Petrucciani gar nichts gewusst, sagt Regisseur Michael Radford freimütig in den Extras der DVD, ihm sei das Projekt angetragen worden. Aber die Faszination, die den Spielfilmregisseur Radford dann ergriffen hat, ist in jeder Sekunde des Films spürbar. Dieses Portrait einer großen Persönlichkeit und eines großen Musikers ist auch für Jazz-Ferne spannend anzuschauen.

-vl-

F/D/I 2011 R & B: Michael Radford K: Sophie Maintigneux D: Vanessa Guide, Roger Willemsen, Michel Petrucciani (Archivmaterial), Alexandre Petrucciani, Aldo Romano E: 2 Interviews