PATHFINDER (EXTENDED VERSION)

Die Nazis der Neuen Welt

In einer seltsamen Mischung aus »Apocalyptico«, »300« und »Conan der Barbar«erzählt »Pathfinder« von Wikingerüberfällen in Amerika

Der Deutsche Marcus Nispel ist mit Videoclips und TV-Spots in Amerika zu viel Ruhm gekommen. Im Kino klappte es nicht so ganz. Sein Remake von Texas Chainsaw Massacre öffnete ihm einige Türen, die er mit Pathfinder dann wieder dröhnend zuschlug. Dabei hat die wuchtige Rache-Saga in der Zeit weit vor Kolumbus durchaus Schauwerte. Urweltliche Hünen (unter anderem Ralf Möller) stapfen durch Wald und Regen in Nordamerika und metzeln friedliche Indianer hin. Nur ein Wikinger-Waisenknabe, bei einem Angriff vor Jahren zurückgelassen, kann jetzt seinen Adoptiv-Stamm vor der Ausrottung retten. Er (Karl "Eomer" Urban) tuts, fast ohne Worte und unter Einsatz verschiedener Filmzitate ( Mad Max , Conan , Star Wars ).
Leider gehen alle Ansätze zu einer heroischen Comic-Mythologie bald in Blut und Drehbuch-Lücken unter. Nispel wollte eine Art amerikanisches Nibelungen-Lied machen, herausgekommen ist nicht mal Alien vs. Predator . Ähnlich wie 300 und Apocalyptico lebt diese ahistorische Metzelei von der extremen Stilisierung und der überall sinnfälligen Gewalt. Beinahe monochrom, wirken auch hier die Bilder eher wie einem Miller-Comic entsprungen, nur das dunkelrote Blut, das in der jetzt vorliegenden 18-er-Fassung herumspritzt, verleiht dem Geschehen Farbe. Die Wikinger führen sich auf wie Früh-Nazis und wollen den Kontinent "säubern", bevor sie selbst zur Besiedlung schreiten.
Der muskulöse weiße Indianer, ein blasser Umpapah ohne Humor, kriegt am Ende die Tochter des weisen Häuptlings und den Respekt der roten Volksgenossen gleich mit dazu, die etwas ungläubig diese Gewaltexplosion beobachten und sich ansonsten wie die Kinder benehmen. Hinter Gibsons Inca-Film bleibt das hier auch insofern zurück, als für Gibson, bei aller Brutalität, das Fremde immer Grund zum Staunen ist. Hier schlagen sich alle nur permanent selbst auf die Brust und brüllen "Ich hab den Größten". Für sowas holt man sich in Hollywood gerne einen deutschen Regisseur, und der Hesse Nispel hat seinen Job gut gemacht.

Victor Lachner / wing

Extended Version, 1 DVD, 103 Min., 7 Featurettes, 2 Audiokommentare des Regisseurs (deutsch und englisch). http://www.ultimo-bielefeld.de/kr-film/f-path.htm