LET'S MAKE MONEY

Zeichen am Horizont

Direkt vor der Finanzkrise inszenierte Erwin Wagenhofer ("We feed the World") dieses Portrait des Kapitalismus

Selbstzufriedene Fonds-Manager sitzen in klimatisierten Limousinen und erzählen, dass ein Fondsverwalter leider keine Zeit habe für sowas wie Ethik und einfach Geld verdienen müsse. Derweil geht draußen die Welt zugrunde und ein baumwolleproduzierendes Land wie Bukina Faso wird in den Bankrott getrieben, weil die USA ihre heimische Baumwolle ruinös runtersubventionieren (und gleichzeitig den "Freien Markt" fordern).
Let's Make Money ist als Film gerade mal knapp zwei Jahre alt, aber die Welt hat sich gewandelt. Die Geldhaie haben sich verdrückt (und schnell noch ihre hundert Millionen Abfindung kassiert), der Rest von uns Deppen muss alles bezahlen - und der Rest der Welt hungert immer noch.
Der Dokumentarfilm des Österreichers Erwin Wagenhofer hat zwei Stärken: Er zeigt, wie globales Wirtschaften funktioniert. Und wer davon profitiert. Dafür hat Wagenhofer gute Bilder und sehr vorsichtige Worte gefunden. Andererseits ist die Krise ein bisschen über den Film hinweggegangen, weshalb die Aussagen der Manager ("Wir brauchen mehr freien Markt") heute noch bekloppter und zynischer wirken als damals. In den Extras erzählt Wagenhofer, dass jeder der Geldprofis, mit denen er für seinen Film gesprochen hatte, die Krise kommen sah. In einem halbstündigen Feature spricht Wagenhofer außerdem über die Grundprobleme und Grenzen des Dokumentarfilms und warum keiner seiner Interviewpartner nach Sichtung des Materials etwas an seinen Statements ändern wollte: "Die reden so. Die reden immer so. Das sind Profis. Das einzige, was in meinem Film anders ist, ist der Kontext". Ein CD-ROM-Teil enthält weitere Materialien zu dem Film.

Victor Lachner

Ö 2008. R & B: Erwin Wagenhofer. Extras: Making of, Interview, Audiokommentar, CD-ROM-Part