JAPANISCHE MEISTERREGISSEURE

Radikale von gestern

Eine Liebhaber-Edition mit weithin unbekannten japanischen Filmen

Ein bisschen Japan hat jeder Kinofreund im Kopf, ob Godzilla oder Kurosawa. Dass der japanische Film aber schon in der Frühzeit vielfältiger war, als er später im Westen wahrgenommen wurde, will nun eine mutige Edition mit vorerst 22 Filmen von vier Meisterregisseuren zeigen. Die meisten Filme sind nie in Deutschland ins Kino gekommen, deshalb erscheinen alle in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln und mit einem ausführlichen Booklet. Wenn die filmhistorische Großtat genug Resonanz findet, soll sie fortgesetzt werden.
Die erste Staffel beginnt mit dem zweit-bekanntesten Namen nach Akira Kurosawa: Nagisa Oshima, eine Art japanischer Fassbinder, begann in den 60ern radikale politische Filme über Sex und Gewalt zu drehen. Das Grab der Sonne etwa handelt von den Verlierern des Wirtschaftsaufschwungs in den 50ern, die buchstäblich ihr Blut verkaufen müssen, um noch ein bisschen zu überleben. In Sing a song of sex , ohne Drehbuch improvisiert, vertreiben sich lasterhafte Jugendliche mit schmutzigen Liedern und vielen Frauen die Zeit. Im Action-Thriller Die Nacht des Mörders geht es um eine Nymphomanin, die sich in einen Selbstmörder verguckt, und um Anarchisten, gegen die sich beide wehren und dabei neuen Lebensmut schöpfen. In Nacht und Nebel über Japan schließlich ruinieren politische Freunde von früher die Hochzeit eines Journalisten, weil er ihre linken Ideale verraten habe. Der Film wurde in Japan nach drei Tagen aus dem Kino genommen und begründete Oshimas Ruhm.
Ab März erschienen beispielhafte Werke von Nomura Yoshitaro. Der gilt in Japan als "Mr. Noir", wegen seiner vorwiegend düsteren Geschichten und Gangster-Thriller. In dieser Edition ist er mit zwei Horrorfilmen ( Dämon , Das Dorf der acht Grabsteine ) vertreten. Danach deckt Kinoshita Keisuke mit fünf Filmen ein riesiges Spektrum ab, vom ersten japanischen Farbfilm, einer geradezu poppigen Nachkriegskomödie ( Carmen kehrt heim ) bis zum Historien-Monumentalschinken über fünf Generationen: Der Fluss Fuefuki .
Am Ende der Edition steht Ozu Yasujiro, den Cineasten immerhin dem Namen nach kennen, auch wenn von seinen 54 Filmen nur knapp 30 noch erhalten sind. Ganze 11 davon werden in der Edition erscheinen.
Die DVDs erscheinen als Einzelausgaben, bisher ohne Extras. Bis Ende des Jahres soll die Edition abgeschlossen sein. Es gibt ein erheblich verbilligtes Abonnement bei www.polyvideo.at .

Wing

Japan 1935-1978