Peter Greenaway

Blut und Bildung

Erstmals auf DVD: Drei Werke des Meisters

Eigentlich war für Peter Greenaway das Kino in den 1960er Jahren am Ende. Außer seinen eigenen experimentellen Kurzfilmen hielt er die ganze Richtung für überlebt. Trotzdem kam er in den 80ern zu beträchtlichem Ruhm. Ab 1991 verabschiedete er sich dann ziemlich endgültig vom normalen Kino.
In Prosperos Bücher lud er eine weitgehend theatralische freie Version der Shakespeare-Vorlage Der Sturm mit allerlei optischem Zierrat und einer Unmenge von Bildungsverweisen in die europäische Kunstgeschichte auf. Außerdem setzte er erstmals Techniken der digitalen Bildverarbeitung ein, hob die Trennung von Vorder- und Hintergrund, Handlung und Kommentar auf und verwirrte sein Publikum nachhaltig.
Mit Das Wunder von Macon vergraulte er dann 1993 die meisten seiner Bewunderer. Opulent aber überaus langweilig zeigte er auf der Leinwand eine Theaterbühne, auf der Schauspieler eine Legende inszenieren, die sich bisweilen mit der gespielten Realität vermischt. Die Kirche und Julia Ormond streiten sich um ein scheinbar jungfräulich geborenes Kind. Die Kirche gewinnt, kann aber die angebliche jungfräuliche Mutter nicht hinrichten, weil man so was mit Jungfrauen nicht macht. Also ordnet der Kardinal eine quälend lange Massenvergewaltigung an, um das Hinrichtungshindernis zu beseitigen. Die findet zwar auf der Bühne hinter einem Vorhang statt, aber offenbar auch in der Wirklichkeit der Erzählung. War es der brutale Fiktionsbruch oder die über viele, lange Minuten hinweg schreiende Schein-Mutter, jedenfalls mochte fast niemand "Macon".
Peter Greenaway zog sich in die Museen zurück, inszenierte weltweit Gesamtkunstwerke und meldete sich 2007 mit dem monumentalen Nightwatching - Das Rembrandt-Komplott zurück. Wieder spielt der Film zum Teil auf einer Theaterbühne, wieder greifen digitale Techniken in die Bilder ein, und wieder geht es um eine blutige Tat und die Kunstgeschichte, aber diesmal passt alles zusammen. Der Film mit Martin Freeman ( Der Hobbit ) in der Hauptrolle illustriert die These, dass Rembrandts Gemälde "Die Nachtwache" eigentlich die Geschichte einer Verschwörung und eines Mordes erzählt. Das ist spannend, und es ist eine Schau, auch wenn man mit Greenaways emotionslosem Stil nichts anfangen kann.

Wing

Prosperos's Books. NL/F/UK/JP 1991 R & B: Peter Greenaway K: Sacha Vierny D: John Gielgud, Michael Clark, Erland Josphson, Ute Lemper// / The Baby of Mâcon. NL/GB/B/D/F 1993 R + B: Peter Greenaway K: Sacha Vierny D: Julia Ormond, Ralph Fiennes, Philip Stone Nightwatching. UK/P/K / NL 2007 R&B: Peter Greenaway K: Reinier van Brummelen D: Martin Freeman, Emiliy Holmes, Eva Berthistle. E: Rembrandt's J'Accuse (Doku)