GOOD
Der nette Nazi
Viggo Mortensen als intellektueller Mitläufer im Dritten Reich
John Halder ist ein guter Mensch. Aufopferungsvoll pflegt er Anfang der 30er Jahre seine kranke Mutter, macht den Haushalt für seine depressiv Frau und begeistert seine Studenten mit fließendem Proust im Original. Ausserdem hat er einen Roman geschrieben, in dem ein Mann seine Frau aus Liebe umbringt.
Auch den Nazis gefällt das Buch und sie bestellen einen Aufsatz über die Rolle des Mitgefühls bei der Euthanasie. Halder, der Hitler für einen Witz hält, freut sich trotzdem über die Anerkennung und rutscht ganz langsam in den Dienst für das System. Erst als Menschlichkeitsberater in Irrenanstalten, schließlich als SS-Offizier bei der KZ-Statistik. Statt Gewissensbisse oder klärender Gespräche hat er zunehmend Visionen von Mahler-Musik, bis er am Ende ein KZ-Orchester mitten in der Hölle live spielen sieht. Dem ursprünglichen Bühnenstück fehlt es in der Filmumsetzung an Glaubwürdigkeit, dafür spielt Mortensen den netten Nazi eindringlich.
-w-
USA 2008. R: Vicente Amorim B: John Wrathall, C.P. Taylor K: Andrew Dunn D: Viggo Mortensen, Jason Isaacs, Jodie Whittaker, Mark Strong. Extras. Interviews, Trailer, B-Roll
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