STAR TREK ENTERPRISE 2. SEASON

Glückliche Tage

Scott Baculas Crew lernt sich und die Welt kennen

Mit dem "Temporalen Krieg" hatte die Enterprise-Mannschaft einen Gimmick gefunden, der die Show zusammenhielt und bei Bedarf spannend werden lassen konnte. Aber man ließ sich Zeit. In aller Ruhe raufte sich Archers Crew zusammen und durchs Universum. Waffenoffizier und Maschinist, bis dahin eher blond und blöd, bekamen Konturen, die Vulkanierin entwickelte Humor und Charme, die schüchterne Kommunikationsexpertin stand plötzlich nackig im Flur, und der Doktor warf verschwenderisch mit Weisheit und Witz um sich. Die Produzenten Rick Berman und Brannon Braga entwickelten alle Storys und schrieben einige Drehbücher (was keine gute Idee war, es blieb alles doch recht bieder) - und die Einschaltquoten stagnierten.
Dann passierte der 11. September 2001. Und noch während der laufenden Season müssen Berman und Braga darüber nachgedacht haben, wie sie das Ereignis verarbeiten. Weshalb in der zweiten Hälfte die Drehbücher besser wurden und die Serie dennoch seltsam in der Luft hing. Die Folgen waren nicht schlecht, die Drehbücher waren teilweise hervorragend (Cogenitor hätte nicht im Picard-Universum spielen können, der Unrecht gegenüber viel intoleranter reagierte als der impulsiv-naive Archer, der ständig zwischen Frust und Action hin und her schwankte), man etablierte noch rasch und ratlos die Borg, kümmerte sich recht clever um die Frühkultur von Vulkan und Kronos - und dann nahm die Serie einen großen Atemzug und flutschte in die letzte Folge, "Die große Ausdehnung" (ein Terror-Anschlag trifft die Erde) und damit in die 3. Season, die militaristisch-martialisch wurde wie keine Trek-Show zuvor. Enterprise verkam ein bißchen zu "Starship Troopers" (der Captain machte sein eigenes Abu Ghureib auf), nach der 4. Season wurde die Serie vorzeitig abgesetzt.
Auf 7 DVD sind die 26 Folgen zu besichtigen, zum Teil mit Audiokommentaren, Deleted Scenes und einem Paket Special Features, das unter anderem schöne Outtakes enthält (Scott Bacula ist offensichtlich der Set-Kaspar) und eine B-Rolle, die erleuchtend ist, weil sie die Anspannung und den Zeitdruck deutlich macht. Die Trek-Macher halten sich mit Interviews und Kommentaren seltsam zurück. Es wirkt, als hätten sie immer noch nicht begriffen, was damals eigentlich schief lief.

Alex Coutts

Enterprise 2. Season. 7 DVD im Schuber, Booklet, viele Extras