STAR TREK ENTERPRISE

Alles auf Anfang

Käptīn Archers erste Schritte als DVD-Box

Dies ist die erste Star Trek-Serie für Leute, die Star Trek nicht mögen". So frotzelten wir, als der fünfte Star Trek TV-Käpt'n, erst verspätet und später lieblos zersendet, ins deutsche Fernsehen kam. Ja, sein Vehikel hieß nicht mal "Star Trek", sondern einfach "Enterprise".
Jetzt, mit Erscheinen der ersten DVD-Box und mit der Notabschaltung der TV-Show nach der 4. Season in den USA, wird das ganze Unternehmen doch wieder als Star Trek Enterprise ins Regal geschickt. Dabei erläutern die Serienmacher ausführlich in den Extras, dass sie genau keine typische Trek-Serie machen, weniger Science Fiction-Stories erzählen, sondern sich mehr um die Charaktere und ihre Entwicklung kümmern wollten.
Zu dem Zweck kriegte die Serie einen untypischen, gesungenen Vorspann, der das uralte Abenteuer-Thema "Aufbruch ins Unbekannte" mit alten Segelschiffen und echten Astronautenbildern sozusagen erdete. Und der Held, Jonathan Archer (Scott Bakula), kriegte gleich in der ersten Folge eine Kindheit und einen Hund. Später hatten seine Mannschaftsmitglieder dann Platzangst, Ananas-Allergie oder Hexenschuss, falls das als Charakterzug gilt.
Die Designer immerhin leisteten Großes: Die erste Enterprise wirkt eng wie ein U-Boot, man hört die Wanten metallisch ächzen, blau und dunkel ist die Atmosphäre, wenn sie nicht gerade irgendwo durch ein Leck entweicht.
Überraschend souverän gingen auch Regie und Kamera (meist routinierte Trek-Familienmitglieder) mit dem neuen, breiten 16:9 Format um. Und schauspielerisch war die neue Crew auch homogener als ihre Vorgänger. Kein Picard, aber auch kein Riker, sozusagen. Sogar ein dramaturgisch wertvolles Zwei Personen-Kammerspiel funktionierte gleich in der ersten Staffel. Eigentlich ein guter Start.
Dafür schlabberte die Storyline. Mal menschelte es doch zu arg, mal rummste es zu sehr, mal tasteten sich die Newbies im Weltraum in Einzelepisoden an das fiktiv spätere Konzept der "friedlichen Roddenberry-Föderation" heran, mal stolperten sie in einen unübersichtlichen "temporalen kalten Krieg", der den Spannungsbogen bis in eine ferne Zukunft überdehnte.
Trekker wurden nicht recht warm damit, Nicht-Trekker störten sich an den Inside-Jokes (die Ferengi kommen an Bord, aber weil sie in der Trek-Bibel erst Jahrhunderte später entdeckt werden, heissen sie einfach anders). Trotzdem: keine erste Star Trek Season war bisher roundabout so gelungen. Und mal wieder war der Arzt der beste.
Die 7-DVD-Box ist fulminant ausgestattet. 25 Episoden in mehreren Sprachen mit Untertiteln; manche mit Audio-Kommentaren der Serien-Väter Rick Berman und Brannon Braga, manche mit Text-Kommentaren der unvermeidlichen Michael und Denise Okuda, und einige, erstmals, mit "Deleted Scenes".
Im Bonus-Teil gibt es dazu Schauspielerporträts, Interviews, Making Ofs und, ebenfalls erstmals, "Bloopers": geschmissene Szenen voller Versprecher und Gegiggel. Wirklich hübsch.

WING

Star Trek Enterprise 1. 7 DVD, viele Extras