DER ROTE ELVIS

Wer war Dean Reed?

Klassenkampf mit Cowboyhut und Gitarre: Der gute Cowboy aus der DDR war ein Wirrkopf

Im Westen Deutschlands kennt fast niemand Dean Reed, im Osten, in Südamerika und Russland ist er immer noch eine Lichtgestalt. "Er war wie Elvis", erinnert sich ein alternder chilenischer Musikproduzent, "nur stark verwässert". "Alles was ich bin", sagt eine junge russische Verehrerin, "bin ich durch Dean Reed." "Er war ein Opportunist", sagt ein amerikanischer Radio-DJ, "er verriet sein Heimatland."
Die Dokumentation von Leopold Grün erzählt die verwickelte Geschichte von Dean Cyril Reed, geboren 1938 in Denver, gestorben 1986 in Ost-Berlin, in verwirrenden Sprüngen. Archivaufnahmen, neue Interviews, Ausschnite aus Konzerten und Filmen stürzen durcheinander. Erst langsam entsteht ein immer noch unvollständiges Bild. Dean Reed hatte ein paar Hits in den USA, wurde ein Star in Südamerika und politisierte sich plötzlich. Er protestierte gegen den Vietnamkrieg, er tourte durch die Sowjetunion, er übersiedelte 1972 in die DDR, er sang Country-Schlager im DDR-Fernsehen, drehte DEFA-Western und ging 1977 in den Libanon, um mit Arafat gegen die Zionisten zu kämpfen. Und er verschliss eine Menge bürgerlicher Frauen bei seiner persönlichen Suche nach Freiheit für alle.
Am Ende ging er wohl ins Wasser. Genaueres erfährt man nicht. Schade eigentlich. Wenigstens die Extras hätten eine ordentliche Biografie und ein Werkverzeichnis liefern sollen.

-w-

D 2007 R: Leopold Grün K: Thomas Janze. Extras: Interviews mit Armin Müller-Stahl, Egon Krenz, Lothar Bisky u.a.