CITY OF LIFE AND DEATH (BD)

Die Wut ist jung

Ein chinesischer Film über ein japanisches Massaker

Wie die Japaner sich 1937 in Nanjing aufführten, haben wir jüngst in der gelackten deutschen Produktion John Rabe gesehen: nicht nett. Während die sich vorwiegend um das Seelenleben und Mienenspiel von Ulrich Tukur als John Rabe drehte, steht in der chinesischen Produktion Nanjing! Nanjing! das Massaker der Japaner im Vordergrund, die anlässlich der Besetzung der alten chinesischen Hauptstadt ein Massaker begingen, dem je nach Schätzungen 200.000 bis 300.000 Menschen zum Opfer fielen.
Die chinesische Großproduktion widmet sich mehr als zwei Stunden diesem Massaker. In Schwarzweiss und mit dokumentarischem Anspruch läuft hier ein Spielfilm ab, der grauenvoll beginnt - und sich dann steigert. Hier mildert kein "Verständnis", kein Historisieren die Gräuel der japanischen Soldateska, der Film strahlt eine Wut aus als sei das alles gestern geschehen.
Da es kaum eine Haupthandlung gibt, die Figuren wechseln und nur die Massaker zunehmen, ermüdet der Zuschauer gleichermaßen wie das Entsetzen zunimmt. Wie der Film eine FSK "ab 16" erhalten konnte ist vor diesen Bildern rätselhaft.
In manchmal expressionistischer Stummfilmästhetik reiht der in Asien vielfach ausgezeichnete Film seine schrecklichen Bilder aneinander. Dass die einzig positive japanische Figur am Ende Selbstmord begeht, drückt die Stimmung des Films am besten aus: Selbst wer bereut, hat nach diesem Massaker alle Rechte verwirkt. Und dass der Zuschauer am Ende diesem Urteil vorbehaltlos zustimmt, zeigt die große propagandistische Kraft dieses Films.
In BD-Qualität wirken die fein kontrastierten Bilder beinahe hyperrealistisch. Die kurze B-Rolle (als einziges Extra) zeigt, dass hier wenig mit CGI gearbeitet wurde und die Massen an Statisten ebenso real waren wie die Drehschauplätze.

-thf-

Nanjing! Nanjing! CH 2009 R & B: Chuan Lu K: Yu Cao D: Ye Liu, Yuanyuan Gao, Hideo Nakaizumi, Wei Fan, John Paisley Extras: B-Rolle