Beltracchi - Die Kunst der Fälschung
Hui und Pfui
Eine Dokumentation über Deutschlands größten Kunstfälscher
2011 platzte der größte deutsche Kunstskandal der Gegenwart: Wolfgang Beltracchi wurde wegen selbst gemalter und teuer verkaufter Meisterwerke der Moderne verurteilt. Jedenfalls für ein knappes Dutzend. Die ermittelnde Kunstpolizei weiß von fünf mal so vielen, Beltracchi selbst gibt an, rund 300 gemalt zu haben. Das wäre ein Ausgangspunkt für eine journalistische Recherche.
Regisseur Arne Birkenstock erzählt aber lieber eine Gaunerkomödie. Ausführlich kommen der Maler und seine Frau zu Wort, die mit stupendem Handwerk und eulenspieglerischer List dem gierigen Kunstmarkt "verschollene" Bilder von Heinrich Campendonk, Max Ernst, Fernand Léger oder Max Pechstein verkauften. Unter anderem auch an den Komiker Steve Martin. Zur Hebung der Glaubwürdigkeit fälschten sie auch noch alte Familienfotos, mit Helene Beltracchi als ihrer eigenen Großmutter, die vor den gefälschten Werken posiert. Das ist durchaus lustig. Und nicht nur kritisch gegenüber den ankaufenden Auktionshäusern, die frühe Warnungen in den Wind schlugen, weil das Geschäft so schön brummte. Auch der Schuft und Schelm kriegt was ab, gerade weil er sich kommentarlos mal als Großmaler, mal als Meistergauner vorführen darf, der nur so tut, als wäre er Künstler.
Arne Birkenstock, Sohn eines Verteidigers im Beltracchi-Prozess, montiert Home-Story samt Super-8-Schnipseln aus der wilden Jugend, und Interviews mit "Opfern" und Kunstwissenschaftlern zu einer amüsanten Revue aus einer schillernden Welt. Die teilweise während des offenen Vollzugs der Beltracchis gedreht wurde. Und gerade den Deutschen Filmpreis als bester Dokumentarfilm kriegte.
-w-
D 2014. R + B: Arne Birkenstock K: Marcus Winterbauer. 98 Min. E: Hinter den Kulissen.
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