BATTLESTAR GALACTICA (2.1)
Innere Angelegenheiten
Ronald D. Moores SF-Serie wird immer mehr zum Spiegel der US-Verhältnisse
Weil RTL2 keinen Platz im Sendeschema findet, um die Fortsetzung von Battlestar Galactica auszustrahlen, erscheint jetzt die Hälfte der 2. Staffel des verstörenden Remakes einer Uralt-Serie schon mal auf DVD, synchronisiert, ergänzt um viele "Deleted Scenes", einige Audiokommentare des Serien-Erfinders und Produzenten Ronald D. Moore, und der abschließende Cliffhanger der halben Staffel (Pegasus) liegt gar in einer "Extended Version" vor. Das ist schön.
Die ersten fünf Folgen kreisen um den Planeten "Kobol", auf dem sich angeblich die Roadmap für den Heimflug Richtung Erde befindet. Das zieht sich. Dann sehen wir die wahrlich nicht neue Idee, den Alltag der Militär-Helden von einer TV-Journalisten beobachten zu lassen (immerhin mit einem schönen End-Twist: da sitzen die Cylonen im Kino und gucken sich das TV-Feature an und quietschen vor Vergnügen). Die großen Rätsel des großen Krieges (was wollen die Zylonen von den Menschen? Was will Gott von den Zylonen? Und wo geht´s eigentlich nach Hause?) bleiben ungelöst, in der letzten Folge Pegasus taucht Michelle Forbes als Admiral Cain auf und geht Adama auf die Nerven.
Im Wesentlichen geht es um innere Angelegenheiten. Battlestar Galactica ist ein seltsamer Spiegel US-amerikanischer Veränderungen. Die Guten erkennt man daran, dass sie weibliche Gefangene mit Faustschlägen (ins Gesicht natürlich) und Schein-Hinrichtungen traktieren. Die Bösen sind die, die Gefangene zudem vergewaltigen. Andererseits haben auch die "Guten" keine Probleme damit, die nachweislich (mit-)fühlenden Zylonen durch die Luftschleuse ins All zu blasen ("Hey, it's just a toaster") oder niederzuschießen. Für die Ermordung einer Zylonin gibt's 30 Tage Bau - wegen unerlaubten Waffengebrauchs.
Gleichzeitig, und das ist noch viel verstörender, schiebt die Serie die Liebesgeschichten zwischen Menschen und Zylonen immer weiter in den Vordergrund. Das zentrale Paar dieses Erzählstranges hat alles zu erdulden, was vor 60 Jahren noch "gemischtrassige" Paare in aufklärerischen US-Filmen zu ertragen hatte. Hier klingt ein unerbittlicher liberaler Anti-Rassismus durch, der selbst durch die gängigen Hass-Tiraden nicht zu erschrecken ist: Der Feind bleibt ein Mensch, selbst wenn er aus Blech ist. Nicht umsonst hat Autor Moore sein Handwerk bei Star Trek gelernt.
So lässt sich weiter nicht entscheiden, ob die Serie unglaublich weise ist, in dem sie die Wirklichkeit einfach abbildet, oder ob sie opportunistisch alle Trends bedient. Für eine erfolgreiche und entwicklungsfähige TV-Serie ist dieser Unterschied bisweilen vollkommen egal.
Alex Coutts
Battlestar Galactica, Season 2.1 3 DVD, diverse Extras
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