ALYCE - AUSSER KONTROLLE

Girlie-Horror

Mehrere Genres kommen relativ unblutig in den Häcksler

Das knappe Kleidchen, die gespreizten Beine und der blutige Baseballschläger des Covers bedienen nur einen Teil der Klientel. Und ausgerechnet der Teil langweilt sich eine Stunde lang. Alyce, eine junge Frau in der Großstadt, leidet an ihrem Job, Buchhaltungstippse für irgendwelche bösen Kapitalisten, an ihrem Vermieter, der ständig Miete haben will, an der gewalttätigen Umwelt mit Krieg im TV und Schlägern auf jedem Hinterhof, und erst recht an den Männern, die ihr nachgeifern. Als dann auch noch der Freund der Freundin sich als Arsch entpuppt, geht etwas in Alyce kaputt. Und als die beiden Freundinnen sich in eine Party- und Drogen-Nacht stürzen, geht noch ein bisschen mehr kaputt. Nicht nur die Alterseinstufung, weil die Mädels ausgesprochen verfickt daherreden. Sondern vor allem die Freundin, weil Alyce sie im albernen Rausch von einem Dach schubst. Bis hier hin ist es eine Art Falling Down für Frauen. Schlimme Folgen von City-Stress.
Dann wird es etwas kriminalistisch, denn die Freundin überlebt, schwer entstellt, sprachunfähig, und Alyce gerät in Verdacht und Schuldgefühle. Wird sie den "Unfall" vollenden, um sich zu retten? Das könnte Spannung machen, wenn uns die Figuren bisher ans Herz gewachsen wären. Alyce geht vielmehr zu dem Drogendealer, mit dem das Unglück begann. Hier greift die Regie plötzlich zu Tricks wie Vor- und Zurück-Blenden, um etwas Kunst-Anspruch zu machen. Lässt sogar Halluzinationen der zerdötschen Freundin hereinplatzen, wackelt mit den Bildern, und baut den Dealer gar als Col. Kurtz aus Apokalypse Now auf, der sein Schattenreich jenseits der Moral regiert. Hier ist längst jeder Splatter-Fan eingeschlafen und alle anderen sind überrascht,wenn Alyce nach 74 Minuten endlich richtig durchknallt und ein Massaker anrichtet. Inkl. fachmännischer Leichenzerteilung, Blutsuppe nach Hausfrauenart und dem zynischen Körper-Humor, den die längst vergraulten Fans so schätzen. Aber auch mit einem zu Herzen gehenden Mitleidsmoment, den Mainstreamler niemals im Totschlag-Genre erwartet hätten.

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Alyce. USA 2011. R + B + K: Jay Lee D: Jade Dornfeld, Tamara Feldman, James Duvall. E: Trailer