24 (7)
Das Bäuerchen
Wie man Kritik dramaturgisch klug nutzt
Die 7. Staffel fängt wieder ziemlich von vorne an. Denn jetzt hat Jack Bauer eine FBI-Kollegin, die von jenen Skrupeln geplagt wird, die Bauer zu Beginn seiner Laufbahn als Amokläufer im Dienste der Regierung besaß. Es war ja so, dass Bauer durchaus seine sensiblen Momente hatte. Aber je mehr ihm die Bösen Familie und Werte quasi unterm Hintern wegschossen, desto schwammiger wurden die Grenzen, die in der 6. Staffel entgültig aufgehoben waren. Auf Jacks Anrufbeantworter muss damals die Ansage gewesen sein: Kann grad nicht ans Telefon, bin am Foltern.
In der siebten Staffel ist die Kritik an der sechsten zu einem Bäuerchen zusammengeschnurrt: Man zerrt Jack vor einen Senatsausschuss und lässt ihn dort in aller Ruhe seine Argumente für einen Gewalteinsatz vorbringen. Und bevor die Gegenseite antworten kann, steckt Bauer schon wieder tief im Kampf gegen das Böse und ist weg.
Das Böse sieht hier sechs Folgen lang aus wie ein Klischee-Neger, entsprungen einem Klischee-Afrika, und rollt heftig mit den Augen und lässt Flugzeuge abstürzen. Nachdem die üblichen Unschuldigen am Straßenrand liegen, die Bösen verhauen wurden und die Präsidentin endlich mal einen Tee trinken will, betritt plötzlich der weiße Mann die Szene. Der sieht aus wie Jon Voight und ist so richtig fies.
Neben vielen alten Serien-Bekannten taucht auch Jacks alter Kumpel Tony Almeida auf und wechselt so oft die Seiten, dass den Drehbuchautoren ganz schwindelig geworden sein muss. Die erklären in einem Extra-Feature, dass sie wirklich eine kreative Krise hatten, dass die Produktion verschoben werden musste. Und als die Krise überwunden schien und man mit Brannon Braga einen Star Trek -Autor an Bord geholt hatte (da wird inzwischen ja auch gefoltert), brach der Autorenstreik aus.
Wie dann trotzdem noch eine Staffel entstand und wie es zu dem Prequel Redemption kam, das Bauer in Afrika im fiktiven Staat Sangala zeigt, erklären die vielen Audiokommentare zu den Folgen und zwei Extras. Erstmals auf Blu-ray, ist die Serie vor allem technisch top. Vor sieben Jahren lohnte der ständige Splitscreen einen Breitwand-Fernseher, jetzt ist die Bildqualität für eine Conspiracy-Serie so brillant, dass man entsprechende Hardware will.
Drehbuch und Schauspieler erreichen diesen Standard eher nicht. Vor allem Kiefer Sutherland besteht nur noch nach unten gezogenen Mundwinkeln. Wie gut der mal war, lässt sich nur noch erahnen.
Redemption übrigens, als "Film zur Serie" angepriesen, ist einzeln auf DVD erschienen, in der gekürzten 83-minütigen TV-Fassung. Vollständig ist das nur mit dem Feature "Entfallene Szenen" zu sehen.
Alex Coutts
24 -7. Div. Regisseure. 6 DVD, Extras. / Redemption USA 2008 Extras: Making of; Kindersoldaten in Afrika; Vorschau auf Staffel 7; Entfallene Szenen
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