Kurztipps März 2007

KEVIN COSTNER

Der mit dem Wolf tanzt (Director's Cut) - Diese Neuausgabe ist die bessere Hälfte der drei Jahre alten Special Edition-Packung mit 4 DVDs. Für die 2-Scheiben-Fassung fielen die überlange Kino-Version weg, die 180 Minuten-Fassung und eine ausführliche Dokumentation über die Entstehung der Legende blieben drin. Leider wird eine Verwirrung um die Lauflängen nicht aufgeklärt: es soll sogar drei US-Versionen geben (180, 224, 236 Min.), die längste gilt manchen als Director's Cut, die kürzeste wird jetzt als "kürzer als die Kino-Fassung" angepriesen. Dabei ist es exakt die Erstversion, die 12 mal für den Oscar nominiert wurde und ihn 3 mal gewann. Honorig: die Extras plaudern auch ein paar Filmfehler aus.

The Guardian - viel Kitsch, viel Drill und beeindruckende Unwetter auf See. Die DVD liefert als Extra ein "gutes" Ende, Deleted Scenes, ein Making Of und ein Jubelporträt der Coast Guard.

KOMIK

Kalkofes Mattscheibe - 3. Staffel - schlimme Dinge nahmen Mitte der 90er ihren Anfang: Verona Feldbusch piepste sich durch "Peep!", Andreas Türck hampelte herum, schon damals mit dem Charme eines Dorfdisko-Prolls geschlagen, und Bianca Schomburg, die ostwestfälische Stimmhoffnung, trällerte uns in die Eurovision, um dann für immer in der Versenkung zu verschwinden. Kalkofes Beispiel-Ausschnitte werden immer länger, ebenso seine Kommentare, und wenn man sich 10 Folgen hintereinander anguckt merkt man: auch das Vokabular hat gelitten. Es pendelt doch sehr zwischen "Scheisse", "hirnlos" und "Doofkopp". Mit dieser 3. Staffel beginnt man, trotz neuem schönen Vorspann, zu ahnen, warum das Format sich überlebt hatte: Kalkofe fiel nichts mehr ein - und die anderen machten einfach immer weiter. Bis heute. (4 DVD im Schuber, Kommentar, Sylvesterspecial, ungesendete Clips)

ANIMATION

Fungus der Nachtschreck - Vor vielen Jahren schrieb Ronald Briggs mal ein Kinderbuch, das der junge Terry Gilliam gern verfilmt hätte. Daraus wurde nichts, aber es wurde trotzdem berühmt. Shrek und Monsters Inc. nahmen ihre Grundidee daraus, und jetzt wurde Fungus the Boogeyman doch noch ein kleiner Film. Im Erdinneren wohnen die "Schrecke", grüne, schmierige Gestalten, die von schimmligem Brot leben, Sauberkeit für unmoralisch halten und des Nachts die oberirdischen "Drycleaners" berufsmäßig erschrecken. Ein rebellischer Jungschreck, der sich insgeheim wäscht, gerät an ein Menschenmädchen, das den Putzfimmel ihrer Eltern eklig findet. Nette Mischung aus Computer und Real-Film. Mit lustigen Extras.

HORROR

The Unborn - jetzt tropft es auch in Thailand horrormäßig durch die Decke, ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren sitzt im Schrank und so weiter. Die Thais adaptieren offenbar sehr schnell Schock- und Gruseltechniken aus Japan und Korea und stülpen sie über noch etwas unbeholfene Darsteller, Autoren und Regisseure. Hier etwa wird ein Bargirl anfangs von ihrem Dealerfreund ertränkt, irgendwie gerettet, dabei irgendwie schwanger, kriegt irgendwie von Wasserspendern immerzu Hallus ... ganz ordentlich. Mit einem Making Of.

The Hills have Eyes - Alt-Shocker Wes Craven ließ die junge französische Horror-Hoffnung Alexandre Aja sein Original aus den 70ern (Hügel der blutigen Augen) noch einmal drehen. Diesmal fressen mutierte Überlebende amerikanischer Atombombentests eine Kleinfamilie auf, die sich in der Wüste verfahren hat. Garstig, blutig und durchaus ein bisschen US-kritisch. Mit Audiokommentaren von Produzent Wes Craven und dem Regisseur.

MÄNNER

Down in the Valley - Edward Norton als schrulliger Nichtsnutz hält sich für einen Cowboy und möchte in den Sonnenuntergang reiten. Überambitionierter, von Norton produzierter Quatsch über Männer und Idioten. Der Regisseur und Autor hat sich zuvor an einem Film über den Massenmörder Dahmer versucht.

Crank - pubertär-lauter Krawallfilm über einen, der schon zu Beginn der Geschichte tot ist. Das alles ist sensationell fotografiert, und wie das ging, ist auf einer vorbildlichen zweiten DVD zu sehen. Da gibt's den ganzen Film nochmal mit Kommentar, der aber durch eingeblendete Bildchen ergänzt wird, es gibt diverse Specials, die zeigen, dass man für den Film Hauptdarsteller Jason Statham wirklich in einen Hubschrauber steigen und dann kämpfen ließ, ganz zu schweigen davon, dass er den großen letzten Sturz ebenfalls selbst und keinesfalls vor einem Greenscreen machte - alles atemberaubender als der Film selbst, der vor lauter Action keine richtige Story findet.

DESPERATE HOUSEWIFES

World Trade Center - soweit es um den Angriff auf Amerika geht, inszeniert Stone das als Heimsuchung, als Johannes-Apokalypse mit Kerosin. Soweit es um das Schicksal zweier verschütteter Cops geht, ist das eine überlange Kitschveranstaltung, in der verzweifelte Hausfrauen auf die Heimkehr ihrer Kerls warten, die derweil, schwer eingekeilt, ihr Leben Revue passieren lassen, Jesus mit ´ner Wasserflasche sehen und merken, wie sehr sie ihre Frauen lieben. Toll. Die DVD enthält deleted und extended Scenes und zwei Kommentar-Spuren, eine interessante mit den echten Cops, eine von Oliver Stone.

SATIRE

Mini-Max oder Die unglaublichen Abenteuer des Mawxwell Smart - erfunden von Mel Brooks und Buck Henry, verkörperte Don Adams als Maxwell Smart in den 60ern diese US-Variante von Inspector Clouseau, wobei hier mehr Wert auf Wortwitz denn Slapstick gelegt wurde. Obwohl die 2. Staffel wieder ohne Untertitel ausgestattet ist, empfiehlt sich daher die Originalfassung, zumal die nachsynchronisierte Fassung (1986 für bis dahin nicht gesendete Folgen angefertigt) einigermaßen schauerlich ist. Die Original-Synchronfassung der Firma Brand (mit Beate Hasenau als "Agent 99") ist hingegen hervorragend. In den USA soll es zur DVD-Ausgabe mehr als 2 Stunden Extras geben, hier hat Kinowelt auf eine 6. DVD nur etwas über die Synchronarbeiten produziert. Auf den anderen 5 DVD sind jeweils 6 Folgen, eine alberner und witziger als die andere und erstaunlich frech den Kalten Krieg kommentierend.

Thank You For Smoking - Medienbashing, das schnell an Tempo verliert (und uns ein Wiedersehen mit der in vielerlei Hinsicht erwachsenen Katie Holmes beschert). Aaron Eckart als PR-Sprecher der Tabakindustrie erklärt, wie Medienmanipulation funktioniert. Das böse Buch wurde fürs Kino arg verlieblicht, dafür enthält die DVD viele geschnittene Szenen und einen Kommentar.

SWINGING SCHWABING

Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg - kein Sexfilm, sondern einfach nur München-Schwabing 1968. Gila von Weitershausen kommt als 19jährige Jungfrau in die Stadt, um endlich ihre Unschuld zu verlieren, was bei einem derart unschuldigen Filmchen gar nicht einfach ist. Ähnlich naiv wie die "Schätzchen"-Filme, präsentiert sich Gila von Weitershausen als blondes Gegenstück zu Uschi Glas. Wie auch beim Nachfolger "Engelchen macht weiter..." geht's hier vor allem um Zeitgeist, Libertinage und sanftes Aufmucken gegen Spießer und Staatsdiener. Hier kann man den "Focus"-Chef Markwort als Lustmoppel sehen, Mario Adorf als Sex-Maniac, Monika Lundi und Dieter Augustin. Der Teil Bengelchen liebt kreuz und quer mit Harald Leipnitz nähert sich souverän dem "Lederhosen"-Niveau, entstand vor dem zweiten, enthält keine Gila von Weitershausen und hat fast nix mit den anderen gemein. Alle drei hat EuroVideo ohne Extras, dafür mit lausigem Bild herausgebracht.

RÄTSELHAFT

Die andere Seite des Mondes - Robert Lepage gilt als großer frankokanadischer Theatermagier. Jetzt hat er sein Ein-Personen-Stück zu einem Film-Traum umgesetzt, mit sich selbst einer Doppel-Rolle. Ein täppischer Bruder träumt von der Raumfahrt und will akademisch nachweisen, dass nicht Neugier sondern Narzissmus der Antrieb aller Forschung ist. Der andere Bruder ist reich und erfolgreich und Wetteransager im TV. Der Zusammenstoß beider bei der Beerdingung der Mutter ergibt einen wunderlichen Bilderreigen.

Die Blaue Grenze - melancholisch versponnenes Liebesmärchen im deutsch-dänischen Grenzland. Allerlei tödlich einsame Gestalten finden in ganz langsamen Bildern und in meist fröstelnden Szenen zueinander. Hannah Schygulla gibt die rätselhafte Hexe von nebenan, Dominique Horwitz den hektischen Zuwanderer, Antoine Monot den traurigen Schweiger, und Debüt-Regisseur Till Franzen gibt in den Extras zu, dass er ursprünglich nur eine Geschichte statt dreier durcheinander erzählen wollte.

Deepwater - einer von diesen "Huch, hier ist nichts wie es scheint!"-Thriller. Lucas Black gerät an den Halbindianer und Motel-Betreiber Peter Coyote, der eine Ort Tony Soprano der ländlichen Lokalszene zu sein scheint. Dass alles ganz anders ist, erleben wir nicht mehr, denn der ambitioniert gedrehte US-Thriller ist sterbenslangweilig und ziiieeeeeht sich. Auch die zwei Extras - "Behind the Scenes" und "Delted Scenes" - reißen's nicht raus.

TANZEN

Step up - rebellischer Jung-Hiphopper kriegt Sozialstunden als Hausmeister in einer Elite-Tanzschule. Natürlich lernt er da Disziplin und eine Oberklasse-Ballett-Schnepfe lieben. Wer weder Fame noch Dirty Dancing kennt, kann von Step Up was lernen. Allen anderen machen die flott stilgemixten Choreografien der Regisseurin Spaß.

Man muss mich nicht lieben - ein berufsmüder Gerichtsvollzieher jenseits der 50 geht auf ärztliches Anraten zum Tangokurs. Dort gerät er an eine jüngere Schönheit, die eigentlich nur ein paar Schritte für ihren Hochzeitstanz lernen will. Das staubtrockene Wiegeschritt-Seminar bringt beider Leben in Wallung, aber bevor das Techtelmechtel kitschig werden könnte ist der Film schon aus. Anrührend, erwachsen, zurückhaltend, hoffnungsvoll und melancholisch. Mit 75 Minuten Extras (Interviews, geschnittene Szenen, das Casting, die Musik).

THRILL

The Big Empty - ein arbeitsloser Schauspieler soll eine geheimnisvolle Tasche in ein Wüstenkaff transportieren, wo jeder glaubt, bald komme ein UFO. Und alle allmählich strahlend blaue Augen kriegen. Was wirklich passiert, ist nicht gewiss, aber die Low-Budget-Produktion mit hübschen Gästen (Daryl Hannah, Kelsey Grammar) wurde als schräges, stylishes "David Lynch Aliens go Cowboy"-Dings Kult. Jetzt kommt es noch einmal mit einer Bonus-DVD heraus. Die enthält ein alternatives Ende, ein Making Of und ausführlich kommentierte Deleted Scenes.

Spartan - einerseits nur ein Entführungsthriller (eine Politiker-Tochter wurde verschleppt, eine unbenannte Special Force ermittelt), dazu noch mit Val Kilmer. Aber David Mamet (Regie & Buch) verdichtet die Story zur Substanz aller Entführungsgeschichten. Dabei gibt er dem Genre ordentlich Zucker, spart nicht mit gut inszenierter und blutiger Action und legt dabei die grundsätzlichen Kräfte solcher Geschichten bloß. Weshalb das kein guter, aber ein spannender und kluger Film ist. Als Extra gibt's einen Audio-Kommentar von Val Kilmer.

GIRLFIGHT

Sakuya: The Demon Slayer - bevor Regisseur Tomoo Haraguchi mit Kibakichi internationale Erfolge feierte, avancierte sein Märchen um Dämonenjägerin Sakuya (2000) zum japanischen Blockbuster. 1707 kämpft die junge Heldin gegen die Dämonen-Herrschaft. Die Martial Arts-Szenen sind schlampig inszeniert und in der FSK16-Fassung nur im Schnitt brutal. Genrefans dürften auch dank der selbst durch Synchronisation nicht endschuldbaren Dialogen an ihre Grenzen stoßen.

DoA - "Dead or Alive" ist ein Videospiel, Dank Bernd Eichinger jetzt auch ein Film. Geschichte gibt's keine, das hier ist der finale Sieg des Bikinis über die Story: schnuckelige Maiden kloppen sich leicht bekleidet was auf die Föhnfrisur., ohne dass das irgendeinen Eindruck hinterließe. Daneben steht ein würdelos gealteter Eric Roberts und gibt den Bösewicht. Schauderlich.

Eko Eko Azarak - die Story um ein dämonenjagendes japanisches Schulmädchen wurde von einem Manga aus den 50ern zu einer Spielfilm- und TV-Serie. Vier Filme erscheinen jetzt als Box mit vielen Extras, die aber wohl nur Fans befriedigen, die sich im Japan-Horror-Genre schon auskennen. Lustig: die Regisseurin der ersten Filme sitzt im blutbefleckten T-Shirt beim Interview. Handlung gibt's nicht viel, Handlungs-Logik noch weniger, aber viele "coole" Momente, ganz viele durchgeschnittene Hälse - und am Anfang ein paar lesbische Sex-Szenen. Ein Fest für Teenager-Partys.